Hier wendet sich der Gast mit Grausen: „So kann ich hier nicht ferner hausen“*

105 Jahre Bauhaus

Als Ergänzung zu den „brökelnden Gebetsabschussrampen“ von gestern ….

„Wohnungen mit viel Glas und Metallglanz: Bauhausstil.
Desgleichen mit Wohnhygiene ohne Wohnstimmung: Bauhausstil.
Stahlrohrsesselgerippe: Bauhausstil.
Gewürfelte Tapeten: Bauhausstil.
Kein Bild an der Wand: Bauhausstil.
Bild an der Wand, aber was soll es bedeuten: Bauhausstil.
Alles kleingeschrieben: bauhausstil.
ALLES GROSSGESPROCHEN: BAUHAUSSTIL.“
aus „Die Weltbühne“ 1930. 

Noch so ein Jubiläum, dem 19. Jahr des 20. Jahrhunderts geschuldet.
1919 wurde von Walter Gropius das „Bauhaus“ in Weimar als Kunstschule gegründet. Es sollte etwas völlig Neues darstellen: die Zusammenführung von Kunst und Handwerk. Das historische Bauhaus galt alsbald als die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert und als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Architektur.

Nach der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, nach dem 1. Weltkrieg nahmen etliche künstlerischen Tendenzen eine offenere politische Färbung an. Die Dada-Bewegung vertrat eine rebellische und nihilistische Ablehnung des kulturellen und gesellschaftlichen Status Quo. Und auch das Bauhaus entstand auf diesem kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Nährboden. Wie Tausende andere hatten die Kriegserlebnisse den Gründer des Bauhauses Walter Gropius radikalisiert.
Er war Vorsitzender einer linken Vereinigung von Architekten, Künstlern und Intellektuellen – dem Arbeitsrat für Kunst, der den Anspruch hatte, die Novemberrevolution in den Bereich der Kunst auszuweiten. Man glaubte an die Notwendigkeit einer neuen Gesellschaft und Ziel war es, die Trennung zwischen Kunst und Handwerk zu überwinden und eine (sozialistische) Gesamtumgebung zu schafften, die angeblich für das Leben der Menschen geeignet war.

Nach der Machtergreifung der Nazis waren Ideologie und Stil des Bauhauses natürlich nicht mehr opportun. Wie auch im Reich des real existierenden Sozialismus der Sowjetunion, mit seiner gleichfalls imperialistisch angehauchten Protzarchitektur und naturalistischen Kunstauffassung.
Die wichtigsten Protagonisten wie Gropius, Mies van der Rohe u.a. emigrierten in die USA und brachten ihre Kreierungen eines fragwürdigen, späteren „Weltkulturerbes“ auch dorthin.

Tom Wolfe, der jüngst verstorbene amerikanische Schriftsteller, Journalist und Dandy, der mit Verve gegen jegliche Häßlichkeit in der Welt anschrieb, ätzte in seinem Buch „From Bauhaus to our house“:
Alteuropas Lasten schwappten über den Ozean. Nicht nur das Bauhaus wuchs in Chicago als „New Bauhaus“ in Richtung „Kathedrale des Sozialismus“, auch die Psychologen bekamen die „Pest“ der Psychoanalyse mitgebracht (nach der Inkubationszeit, die durch Freuds Besuch in den USA ihren Anfang nahm), auch musikalisch brachte Europa schwerstes Geschütz mit in Form von Arnold Schönbergs „Dodekaphonie“. Nicht zu sprechen von der Malerei, die die Amerikaner infizierte und vorbereitete für die künstlerische Machtübernahme nach dem Zweiten Weltkrieg.
„… der herrschende Architektur-Stil im Babylon des Kapitalismus wurde der Soziale Wohnungsbau. Sozialer Wohnungsbau, wie er von einer Handvoll Architekten in den Verbünden inmitten der Trümmer Europas in den frühen Zwanziger Jahren entwickelt worden war, wurde nun hoch und breit aufgetürmt, in Form von Kunstgalerie-Anbauten, für altehrwürdige Ivy-League-Universitäten, Museen für Kunstmäzene, Eigentumswohnungen für die Reichen, Firmensitzen, Rathäusern, Landhäusern. Arbeiterwohnungsbau für jeden Zweck, außer für Arbeiter zum Wohnen.“ 

Dem Bauhaus ist die Kunst des Plattenbaus zu verdanken und die Termitenbauten zur sozialistischen Massenmenschhaltung a la Gropiusstadt in Berlin, Neuperlach in München, Killesberg in Stuttgart und viele andere Wohnreviere und sog. Trabantenstädte.
In den nach dem 2. Weltkrieg sozialdemokratisch regierten Großstädten Deutschlands wurde die gewiss vom „Bauhaus“ beeinflusste Kaufhof- oder Sparkassen-Architektur der 50er und 60er Jahre bis in jüngste Zeit für die neu-deutsche Häßlichkeit auch vieler Innenstädte prägend.

Zu den Bauhaus-Akteuren gehörten Künstler und Maler wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcks, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky, deren  Oeuvre mir „altgemoden“ sich immer noch nicht erschliessen.
Ich habe mich hier schon über die Scheußlichkeiten moderner Sakralarchitektur und -Kunst ausgelassen, die ex aequo ebenfalls Bauhaus-geprägt ist.
Martin Mosebach schrieb dazu:

„Aus (dem) denkerischen Aufstand gegen das Offensichtliche ist die Grundstimmung unseres Zeitalters geboren worden: ein die ganze Öffentlichkeit erfüllendes Mißtrauen gegen jede Art von Schönheit und Vollkommenheit. Etwas sei »nur schön« – das ist heute die Schärfstmögliche Verurteilung. In der Kunst wird das Unfertige, das Fragmentarische, das Zerbrochene begünstigt. Die Beherrschung handwerklicher Regeln und Fähigkeiten, die zum Gebrauch einer vollendeten Formensprache notwendig sind, wird verachtet. Am erregendsten ist es für den zeitgenössischen Kunstfreund, wenn gar nichts irgendwie Sichtbares geboten wird, nur noch ein paar verhuschte Zeichen, kryptische Spuren. Den neuen Schriftgelehrten dienen sie zu Auslegungsexzessen, die um so wortreicher ausfallen, desto weniger zu sehen ist…“

Erstaunlich, dass jetzt zum Jubiläum gerade in den dem modernistischen Zeitgeist verschriebenen Postillen kritische Töne aufscheinen.
Die Süddeutsche titelt dazu: „Wie ein Anfall von Würfelhusten.“
Und die Zeit schmäht eines der Dessauer „Meisterhäuser“: „Ein ungemütliches Angeberhaus … Richtiges und falsches Wohnen – richtig ist das Bauhaus, falsch sind Wohnküchen, verwinkelte Gassen, Blumentöpfe, die vor dem Haus auf der Straße stehen. Unordnung und Unübersichtlichkeit sind schlecht, Leere und rechte Winkel sind gut.“

Was hat nicht „Das verdammte 20. Jahrhundert“ (Gerard Radnitzky) alles an Grässlichkeiten hervorgebracht.

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Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
 „So kann ich hier nicht ferner hausen,
 Mein Freund kannst du nicht weiter sein.
 Die Götter wollen dein Verderben –
Fort eil ich, nicht mit dir zu sterben.“
 Und sprach’s und schiffte schnell sich ein.

* aus „Der Ring des Polykrates“ von Friedrich Schiller

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7 Antworten zu Hier wendet sich der Gast mit Grausen: „So kann ich hier nicht ferner hausen“*

  1. Anonymouse sagt:

    Ein Fundstück zum Thema Bauhaus, Politik und Ethnien :
    https://www.stylepark.com/de/news/bauhaus-ausstellung-kunsthalle-bielefeld-philip-johnson-alfred-barr-partners-in-design
    Da steht auch viel Schwachsinn drin – zum Beispiel dass Hitler das Bauhaus favorisierte. Das Gegenteil war der Fall. Der Obersalzberg war durchweg von bürgerlicher Gediegenheit durchdrungen und so hielten es auch seine Getreuen. Das Bauhaus ist marxistischer Natur und jüdischer Herkunft. Hitler hasste beides. Seine geplanten Monumentalwerke orientierten sich eher an griechischer und römischer Architektur, nicht am Bauhaus. Das wären dann auch nur riesige Würfel und Quader gewesen, so wie die Kaaba – kleiner Scherz am Rande, obwohl man nicht umhin kann, dieses undefinierbare Monument in einen gewissen religiös-politischen Kontext zu stellen.

  2. KW sagt:

    Man kann nicht verstehen, wie es kam, daß dieser geschmacklose Mist bis heute so teuer ist. Die können sich ja noch so lange und laut gegenseitig hochloben, man muß es aber nicht kaufen. Man sieht es bei den Preisen beim Lichter in der Glotze, wie hoch diese häßlichen Stapelstühle aus Plastik gehandelt werden, während Schönes Altes verramscht wird, wodurch der Eindruck entsteht, formloser Mist ist wertvoller. Und ja, die Maus spricht es aus: Bauhaus ist marxistischer Natur und jüdischer Herkunft.

    • Anonymouse sagt:

      Tel Aviv ist dbzgl. „lustig“. Man muss nicht hinfliegen, google map reicht, dort kann man durch die Strassen zuckeln. Wer ein Gebäude entdeckt, welches nicht dem Bauhaus entsprungen ist, möge es mir bitte zeigen. Ganz Mutige, vermutlich europ. Ausländer, leisten es sich, auch mal ein paar Fensterläden anzubringen – das sieht dort recht exotisch aus. Tel Aviv ist Würfelhusten im Endstadium. Gaza aber auch. Man legt in diesen Gefilden einfach keinen Wert auf Ästhetik. Eigentlich kein Wunder, dass dort ein Kampf um die wenigen ästhetischen Gebäude aus längst vergangenen Tagen ausbricht.
      Quadratisch, praktisch, gut – sagt Ritter Sport. Realistisch betrachtet, ergibt ein baulich größerer Aufwand in einem ständigen Kriegsgebiet auch keinen Sinn. Es würde nur der Trauer um das Verlorene Vorschub leisten. So bleibt es egal in welchen Kasten man zieht, alle sehen gleich aus. Und so sind Juden selbst im eigenen Land noch auf Wanderschaft – Ironie des Schicksals und keinesfalls beneidenswert. Was soll nur aus Israel werden ? Ob es die EU eines Tages bis dorthin schafft ?

      • KW sagt:

        Danke für den Bericht. Wie nennt man Völker ohne festen Wohnsitz? Nomaden? Bei der Begriffsbesetzung beginnt schon die Gehirnwäsche und die Lüge. Was aus Israel werden soll? Es hat seine Bestimmung nicht erfüllt, es ist leider nicht die Heimstatt aller Juden auf der Welt. Sie sind immer noch überall und mischen heftig mit in der Politik, besonders in den USA. Sind sie deshalb Antreiber bei der allgemeinen Völkermischung? Sie wollen nicht mehr erkannt werden.

        • Anonymouse sagt:

          Ja, ein gewisser Zweig ist Antreiber der allg. Völkermischung, sprich Ausrottung, denn wer Völker mischt, rottet sie damit natürlich auch aus.
          Nur sagen darf man es halt nicht … dass z.B. der Zentralrat der Juden in Deutschland noch heute das erste Wort gegen die islamische Masseninvasion zu sagen hätte.
          Was macht er gegen die antisemitischen Übergriffe der Muslime in Deutschland ?
          Außer jammern und mehr Schutz einfordern, macht er nichts, obwohl er selbstverfreilich seinen großen politischen Einfluß geltend machen könnte. Es scheint ihm an Deutschland als Heimstadt für deutsche Juden nicht besonders viel zu liegen. Und wenn das schon immer so war, na dann ….
          Bei aller Liebe, aber man kann ja Menschen nicht verbieten, gewisse Dinge zu bemerken.

  3. Anonymouse sagt:

    Bin gerade zu der Erkenntnis gelangt, dass es im gehypten medialen Architektur-Sektor gar nichts anderes mehr zu entdecken gibt als Bauhaus, Bauhaus und nochmal Bauhaus.

    https://www.ad-magazin.de/artikel/ad-wow-2024-works-of-wonder?utm_source=pocket-newtab-de-de

    In Wahrheit ist es doch so : In solchen Umgebungen wirkt jeder persönliche Gegenstand absolut deplatziert !!! … und genau das ist die Absicht dahinter.

  4. Anonymouse sagt:

    Für KW, ein wirklich tolles Erinnerungsstück aus der graphischen Welt der DDR :

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/grafiker-rainer-menschik-schrift-ist-meine-welt-dlf-kultur-c8c9515a-100.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

    Rainer Menschik : „Das Signet ist perfekt, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“
    Die künstlerische Gestaltung von Signets oder „Logos“ als Komponente des Bauhaus-Stils.

    Ziemlich unangenehm empfand ich während des Gesprächs, die wiederkehrenden Versuche der Interviewerin, Herrn Menschik von seiner nichtempfundenen westl. Überrumpelung und Ausbeutung zu überzeugen. Der Tapfere blieb aber solide u. souverän standhaft.

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