Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?
Kann man nicht stärker sein als die Angst?“
Viktor Frankl
In meinem letzten Beitrag zum abgelaufenen, schrecklichen Jahr 2020 habe ich uns und unseren Landsleuten kein gutes Zeugnis ausgestellt:
https://altmod.de/2020/12/die-deutschen-ein-volk-nuetzlicher-idioten/4364/
Man wird davon „grosso modo“ auch im neuen Jahr keine wesentlichen Abstriche machen können, es sei denn …
Man denke mal über den Satz von Viktor Frankl nach!
Ist es nicht so, dass wir gerne aus Bequemlichkeit die Schuld für unsere Hemmnisse und Beschädigungen nach außen verlagern?
Denkt man nicht, es sind diese Politiker, diese penetranten Wissenschaftler, natürlich die Medien, welche bei uns diese schlechten Gefühle erzeugen, die manchmal bis hin zu real empfundener Hoffnungslosigkeit und Resignation reichen?
Ist es nicht so: Dass wir uns durch die täglichen Katastrophenmeldungen mehr als nur verunsichern lassen, dass wir verbittert die als Schikanen zugemuteten Einschränkungen im täglichen Leben erdulden, dass wir Kräfte und Mächte am Werk sehen, die nicht das Beste für uns bewerkstelligen wollen, so wie wir es für uns sehen möchten?
So müssen wir uns die daraus entstehende Verbitterung doch nicht noch auch aus uns selbst heraus gefallen lassen!
Wir sind nicht darauf beschränkt, Knecht unserer Triebe und Gefangene unserer Ängste und Zwänge sein zu müssen, sondern wir verfügen über die geistige Freiheit, den Weg zu einer sinnvollen Integration all dies uns menschlich Eigenem zu finden. „Menschlich“ in diesem Sinne sind natürlich unsere Begierden wie Ängste, soweit sie nicht aus einer Geisteskrankheit erwachsen.
Wenn wir uns widerstandslos einbinden lassen in die Geisteskrankheiten unserer Zeit, wir wären tatsächlich verloren.
Allein unser regelmäßiger Rekurs auf geistige Freiheit ermöglicht Heilung davon!
Ich verachte nicht die deutsche Nation – so wie ich in meinem vorausgehenden Artikel Schopenhauer zitiert habe. Nein, ich werde mir meine Zugehörigkeit und Verbundenheit nicht ausreden lassen und abstreifen – trotz Nietzsche oder Schopenhauer, trotz Hitler oder Merkel, trotz SPD und Grüne …
Unsere persönliche und kollektive „Trotzmacht des Geistes“* kann auch aus der Besinnung auf unsere Geschichte gespeist werden.
Wir haben eine großartige Geschichte, und gewiss auch eine fürchterliche – „in Großartigkeit“.
Diejenigen, „die schon länger hier wohnen“ – im Zentrum Europas – haben in der Vergangenheit fürchterliche Katastrophen über sich ergehen lassen müssen. Zuletzt die nahezu totale Auslöschung unseres Landes. Aber wie kein anderes Volk in der Geschichte hat sich das deutsche wie Phönix aus der Asche erhoben.
Inzwischen aber auch zu dem Preis einer Verwöhnung und dem Verlust alter Stärken und Fähigkeiten – und dem Verlust eines gesunden, selbsterhaltenden Selbstbewußtseins.
Wie könnten wir weiterexistieren, weiterleben, wenn wir meinen, das Recht auf Verwöhnung sei das Bestimmende für uns. Wenn wir uns nicht der eigentlichen Stärken und durchaus außergewöhnlichen Eigenschaften besinnen würden, die unser Volk über Jahrhunderte hinweg bewiesen hat und welche – davon bin ich überzeugt – einem Großteil unserer Bürgerschaft immer noch innewohnen.
Bewegen wir uns heraus aus den Niederungen der gegenwärtigen Zumutungen.
Unsere „Trotzmacht“ kann bewirken, dass wir uns nicht mehr diskreditieren lassen, da man versucht, uns ob unserer Meinungen in die Schmuddelecke zu stecken.
Viele von uns haben sich schon „vom Kasperltheater der großen Medien längst abgekoppelt“, wie Hans Magnus Enzensberger schon vor längerer Zeit feststellte, und bilden sich Urteil „unabhängig vom Blabla der Rezensionen und der Talkshows, und die einzige Form der Reklame, an die (wir) glaben, ist die Mundpropaganda, die ebenso kostenlos wie unbezahlbar ist.“ Aber wir brauchen dazu auch aktiven Widerstand!
Was an Trotzigkeiten können wir denn umsetzen?
- Wenn man versucht, uns gesunden Menschenverstand abzusprechen, werden wir nicht stillhalten, sondern uns unverbrüchlich öffentlich äußern und wehren. Wir werden nicht zögern, unseren gewählten Vertretern auf den Schlips zu treten – oder mehr, wenn sie weiter in ihrer Passivität oder Opportunismus verbleiben und unsere demokratischen Einrichtungen und Angewohnheiten schädigen. Wenn sie Demokratie nur simulieren, jede elementare Diskussion darüber vermeiden über das, was die Menschen im Land bewegt und berührt.
- Wir können das mit unseren bescheidenen Kräften angehen: im persönlichen Gespräch, im (Leser-) Brief oder Kommentar; auch auf der Straße – was inzwischen durchaus sein muss. Scheuen wir uns nicht, einem uns diffamierenden Kontrahenten mithilfe der Sprache eine aufs Maul zu geben.
- 2021 ist ein Wahljahr. Wir möchten vielleicht noch verzweifeln ob der Möglichkeiten, welche die Auguren prognostizieren, dass überhaupt eine „Wende“ – oder vielleicht nur „Abwendung“ von der bisherigen Konduite – möglich ist. Aber unterschätzen wir diese bescheidene Macht nicht. Zum Beispiel würde eine AfD mit etwa 20% Wählerstimmen mehr als nur ein Erdbeben in unserer politischen Landschaft hervorrufen. Ein Wunschtraum? Warten wir es ab.
- Zeigen wir denen, die durch 2020 zu wirklich Leidtragenden geworden sind, dem Restaurantbesitzer, dem Friseur, dem Reisekaufmann, dem Boutique-Betreiber usw., dass wir ihn weiterhin brauchen und persönlich unterstützen werden. Dem arbeitslos gewordenen Nachbarn, dass er uns nicht gleichgültig ist, wir sein Schicksal nicht als „naturgegeben“ ansehen.
- Sagen wir es den Pfaffen ins Gesicht und schreiben wir es dem Bischof, dass wir in ihm nicht mehr unseren „Hirten“ oder geistigen Betreuer sehen, sondern nur noch einen opportunistischen Büttel der herrschenden politischen Kräfte und klagen wir an, dass er nicht mehr willens ist, uns und unsere Gemeinschaft vor dem ansteigenden Einfluss unserer nicht nur auf die Religion bezogenen Feinde zu beschützen.
- Machen wir Intoleranz all den geistlos Toleranten um uns gegenüber im Reden und Handeln zum Prinzip.
- Gehen wir nicht den wirklichen Freiheitsfeinden aus moralischen Motiven auf den Leim, die uns in allen unseren Lebensbereichen gängeln und mit Verboten und Verordnungen auf den angeblichen Pfad der Tugend führen wollen. Sprechen wir es klar aus, dass die Grünen und diese angeblich idealistisch bewegte Jugend mit mental angeknacksten, manipulierten und manipulierenden, halbgaren Gören als Galionsfiguren ihre und unsere Zukunft nicht retten, sondern zerstören werden. Sagen wir den Schulschwänzern, dass sie nichts anderes sind als Schwänzer und Schwätzer, die richtige Not noch nie kennengelernt haben.
- Sagen wir es dem immer noch so selbstbewußt auftretenden CDU- oder SPD-Funktionär aus der Nachbarschaft, dass es er und seine Partei sind, welche aus Gründen des puren Machtopportunismus die Axt an den Stamm unseres einstmals funktionierenden Rechtsstaates und der so oft beschworenen „freiheitlich demokratischen Grundordnung“ gelegt haben.
- Sprechen und schreiben wir, wie uns der Schnabel gewachsen ist, ohne Rücksicht auf Genderismus- oder politische Korrektheit.
- Warum soll man sich auch 2021 nicht weiter noch eine „Dreckschleuder“ als Auto zulegen, wenn eine Neuanschaffung angezeigt oder notwendig ist. Eine Petitesse vielleicht, aber auch ein Signal, sich der öffentlich verordneten Narretei nicht anzuschließen.
- Ist Boykott etwas Fragwürdiges? Warum soll ich nicht jemanden boykottieren, der z.B. mit seiner Agitation meine tradierten Einstellungen und Werte aufheben möchte und lächerlich macht: mit Vorgaukeln einer angeblich bunten, hinausreichend über eine tatsächliche „multikulturelle“ Wirklichkeit in der Gesellschaft und Familie, dazu oft mit aufdringlicher, distanzloser Anrede. Ich kann meine Alltagsprodukte auch woanders beziehen als von Propagandisten wie bei Edeka, Ikea, Lidl usw.. Die Reste unserer durchaus wackelig auf den Beinen stehenden Marktwirtschaft lassen das durchaus zu. Bevor ich mich in einen Zug der staatlichen „Bunten Bahn“ setze, greife ich schon seit einiger Zeit mehr denn je auf Beförderung durch meine Dreckschleuder zurück. Noch nie mit einem schlechten Gewissen.
Das mag ein naiver und hochfliegender Katalog von Widersetzlichkeiten sein, die ich aufgeführt habe und damit zur Umsetzung anstacheln möchte. Ich muss mich selber daran messen lassen, wenn ich es ehrlich meine.
Aber haben wir im Volk noch andere Möglichkeiten? Außer Gewalt auf und über die Straße?
Beginnen wir damit, dass wir uns vor und von uns selbst nichts mehr gefallen lassen!
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*Als Trotzmacht des Geistes bezeichnet Viktor Frankl die Fähigkeit des Menschen, trotz widriger äußerer Umstände sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, über sich hinauszuwachsen. Dies gelingt, sobald ein Mensch eine Sinnmöglichkeit außerhalb seiner selbst wahrnimmt, für die es sich lohnt, sich einzusetzen. Frankl erörtert die Bedeutungen dieses menschlichen Potenzials, dessen Wirkung er auch durch eigene Erfahrungen in Konzentrationslagern belegt (in „Trotzdem Ja zum Leben sagen“).