Carnival is over

Politischer Witz und Politische Korrektheit

Fasching ist vorbei, der „politische Aschermittwoch“ – dessen inzwischen minder krachlederne Fortsetzung* – ist ebenfalls abgehakt. Nun geht es an das „Aufarbeiten“.
Während die journalistischen Spökenkieker aus den diversen Aschermittwochsreden versuchen, etwas Sinnfälliges herauszuhören, blasen andere zur Fortsetzung des Korrektheit-Terrors, der sich zuletzt nicht nur mit nicht-polit-korrekter Karnevalskostümierung, sondern natürlich auch mit unkorrrekten Büttenreden befasste. Nicht gemeint ist diese hier von mir verfasste, sondern ein Kalauer, den Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem „Stockacher Narrengericht“ fabrizierte:

„Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen“, sagte die Politikerin. Wer nicht wisse, ob er beim Pinkeln noch stehen dürfe oder schon sitzen müsse, für den gebe es nun eben eine weitere Option.

Die Tucken-Quatschtunke „Queer“, ein que(e)rer Blogger und „extra3“ „posteten“ mit Empörung darüber und so griffen denn die L-Medien das Thema auf.
ARD und Zeit, vom WDR bis zum Stern, alle einschlägigen Wächter der politischen Korrektheit droschen auf AKK ein.
Der Anti-Homophobie-Aktivist Johannes Kram schrieb in seinem „Nollendorf-Blog“: „Stoppt Kramp-Karrenbauer“ und textete dann noch über deren „Widerwärtigkeit“ und AKK ist gar schlimmer als Trump einzustufen:
„…Und doch ist es unfair, bei der aggressiven Sprache gegen LGTBI Trump mit AKK zu vergleichen. Es ist unfair gegenüber Trump.“
Und:
„Eine Kanzlerin Kramp-Karrenbauer ist nicht nur gefährlich, weil sie gefährlich für Minderheiten ist.“
Ein anderer Schwulenaktivist forderte über die Qalitätsmedien eine Entschuldigung. Der Kultursenator der Transgender-Metropole Berlin, Klaus Lederer von den Linken, sprach von einem Trauerspiel: „Die Vorsitzende der größten Bundestagspartei findet es lustig, auf Stammtischniveau am Karneval Menschen zu denunzieren, die nicht der geltenden Machonorm entsprechen. Ein Jammer.
Und auch sein Chef der Reg. Bürgermeister Müller blies in das gleiche Horn.

Ausgerechnet mit einem Witz über AKK bzw. deren Doppelnamen hatte es zuvor den Komiker Bernd Stelter getroffen. Bei der Aufzeichnung einer Fernsehsitzung in Köln hatte Stelter die rhetorische Frage gestellt, ob nicht ein Standesbeamter Frau Kramp-Karrenbauer vor ihrem Doppelnamen hätte warnen können. Eine Frau im Publikum, selbst Doppelnamenträgerin, ärgerte sich so sehr über diesen Scherz, dass sie auf die Bühne kletterte und den Komiker zur Rede stellte.

Rechtzeitig zum Höhepunkt der diesjährigen Faschingszeit war wieder die Diskussion um eine politisch-korrekte Kostümierung aufgekommen: Indianer ist grenzwertig, Neger ein absolutes „No Go“. Eskimo, Araber, Türke, Mexikaner usw. – alles rassistisch.
Eine Kita in Hamburg hat den Eltern ihrer Zöglinge einen quasi „Kostümerlass“ zukommen lassen, man möge auf Verkleidungen wie Indianer oder Scheich verzichten. Eine andere Kita hat jegliche Kostümierung für einen der Narren-Hochtage untersagt. Man beruft sich dabei auf die pädagogische Schriftenreihe KiDs aktuell“ – Anregungen für die diskriminierungssensible Praxisein vom Bundesfamilienministerium gefördertes Elaborat.

Also, es ist klar, was politisch-korrekten (Karnevals-)Humor auszeichnet: keine Witze über Minderheiten wie Schwule, Lesben, gegenderte und ungegenderte Zwitter, Sodomiten, Bindestrich-Frauen, ältere Staatspräsidentengattinnen, Ganzkörperkondomträgerinnen. … War da noch was?
Klischeebeladene Kalauer über die AfD verursachen aber keinen Entrüstungssturm, denn solche dienen dazu, zu beweisen, dass man als Linke über gepflegteren Humor verfügt, wozu auch der Düsseldorfer Karnevalswagen mit Björn Höcke als Goebbels-Baby passt; Rechte zeichnen sich dagegen durch „Doppelmoral“ aus, heißt es hier. Solche Gibt es anscheinend bei den Linken Korrekten nicht.

Die Hypermoralisten auf jeder Seite vergessen, dass der politische Witz nie politisch korrekt ist. Deswegen wurde oder wird das Erzählen solcher Witze in totalitären Staaten mit Strafen belegt. Wie es in Deutschland zwei Mal der Fall war. Wenn wir dazu kommen, dass manche humoristisch verbrämte Wahrheit oder „Unverschämtheit“ nur noch im Flüstern verbreitet werden kann, sind wir wieder so weit.

Das folgende „Nachtgebet“ war denn ein bekannter Flüsterwitz im Dritten Reich:

Lieber Gott, mach mich stumm,
dass ich nicht nach Dachau kumm.

Lieber Gott, mach mich blind,
dass ich alles herrlich find.

Lieber Gott, mach mich taub,
dass ich an die Lügen glaub.

Mach mich blind, stumm, taub zugleich,
dass ich pass ins Dritte Reich.

Warum habe ich das Gefühl, dass wir in der bunten Republik haarscharf dabei sind? 

 

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* Seit dem Ableben von F.J. Strauß ist der nur noch eine matte Kopistenveranstaltung. Letzter und einziger Höhepunkt nachher ereignete sich 1993, als der damalige Ministerpräsident Max Streibl sein Auditorium in Passau mit den Worten „Saludos Amigos!“ begrüßte.

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