Aus für Kultur?

Corona und die schönen Künste

Wir Deutschen sind stolz auf unser reichhaltiges Kulturleben, auf die vielleicht weltweit vielfältigste Ausstattung mit Kultureinrichtungen: Theater, Opernhäuser, Museen, Orchester mit Weltniveau. Dazu die mannigfaltige Szene mit Laien-Gemeinschaften vor allem zur Musikausübung: Kirchenchöre, Gesangs- und Musikvereine.

Kultur bringt Menschen zusammen, wird aber nicht nur von Technokraten nicht unmittelbar als lebensnotwendig erachtet. So wurde das kulturelle Leben in der Coronakrise so stark beschnitten wie kaum ein anderer Zweig in der Gesellschaft und in dieser „Wirtschaftssparte“.
Das kulturelle Leben ist fast zum Erliegen gekommen: keine Konzerte, keine Theateraufführungen, keine Festspiele mehr.
Chöre und Orchester können sich nicht mehr zusammenfinden und Proben abhalten; wenn ja, dann mit überspitzten und unterdrückenden Einschränkungen.
Laien-Gemeinschaften wie der örtliche Gesangsverein oder der Kirchenchor dürfen aufgrund der Corona-Bestimmungen seit Monaten nicht mehr üben und manche dieser Freiwilligen-Vereinigungen werden möglicherweise dauerhaft aufgeben.

Ja, wir können uns zuhause noch an „Konserven“ von Konzerten und Opernaufführungen delektieren, über Streamingkanäle im Internet kann man sich dergleichen – und vor allem Seichtes – ins Haus holen.

Nicht nur mein Nachbar vermisst wie ich den Kirchenchor durchaus schmerzlich und es genügt uns nicht, der Sangesfreude nur noch „in der Badewanne“ zu frönen. Mein Klavier kann ich auch (zum Gefallen oder Missfallen meines Eheweibes) zuhause traktieren. Doch es fehlt schmerzlich das Gemeinschaftliche, das eigentlich von grundlegendem Hintersinn für „Kultur“ ist.

Wir „Dilettanten“ werden das überwinden können, aber für eine Vielzahl von Kulturschaffenden steht inzwischen die materielle Existenz auf dem Spiel.

In einem offenen Brief an die zuständige Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatten sich bereits im Mai namhafte Musiker wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter, und der Dirigent Christian Thielemann in einem Brief mit den vielen selbständigen und freischaffenden Künstlern solidarisiert, die nicht so gesichert dastehen, wie diese Weltstars. In dem Brief beklagt man das Fehlen einer „maßgeschneiderten Hilfe“ für den Kulturbereich.

Von einer „Initiative Kulturschaffender“ werden „adäquate Ausfallhonorare“ seitens der staatlich subventionierten Bühnen, der Orchester und auch der Rundfunkanstalten gefordert. Die Lage sei paradox: Kollektive wie Orchester und Chöre, fest angestellte Techniker, Requisiteure, Gewandmeister und Maskenbildner werden in der Krise durchbezahlt oder beziehen Kurzarbeitergeld – Solistinnen und Solisten mit Stückverträgen gehen leer aus. Man fragt: „Sind wir nur beliebt, wenn die Zeiten rosig sind?“, „Fühlt sich keiner unserer kulturellen Leistung verpflichtet?“
In Baden-Württemberg und Bayern hatte man ein Corona-Soforthilfeprogramm aufgelegt, das freien Künstlern 1180 Euro bzw. 1000 Euro monatlich zugesteht – eine Art Grundgehalt. Allerdings nur bis Juni. Danach muss Neues ausgehandelt werden. Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine ähnliche Vereinbarung. Das in Berlin der „Kulturhauptstadt“ aufgelegte Programm mit 30 Millionen Euro für die Szene, war binnen kürzester Zeit illiquide.

Was ist wichtiger, Kultur oder unsere Industrie und Mittelstand?
Die Frage sollte sich mit so einer inhärenten Ausschließlichkeit verbieten.

Wichtig ist doch, mit Vernunft und klarem Verstand die ausufernden Maßnahmen des „Lockdown“, die bei Aufrechterhaltung unweigerlich zu einem noch weitläufigeren wirtschaftlichen und kulturellen Desaster führen werden, endlich aufzuheben.
Man möchte jetzt unsachlich werden und feststellen, die Gehälter der Minister und Abgeordneten, ihrer Bürokraten und Amtsdiener, der festangestellten Panikverbreiter in den ÖR-Medien, laufen in unverminderter Höhe weiter. Die bedürfen keiner „Ausfallshonorare“. Deren Subsistenz war, ist auch – und gerade in der „Krise“, nie gefährdet. Eine Großzahl der eigentlichen Träger unserer Wirtschaft und Kultur sind aber durch deren Maßnahmen in wahrhaftige Existenznot gebracht worden. Nicht zu reden, von den mentalen oder psychischen Schäden, welche der anhaltende „Lockdown“ zeitigt und noch zeitigen wird: erhöhte Suizidzahlen und Aggressions-Geschehen, Verzweiflung und Angst in Familien mit zu versorgenden Kindern oder mit Angehörigen in Pflegeeinrichtungen oder Hospizen.

Zurück zum Thema. Peter Helmes schreibt in seiner neuesten Publikation:

„Kultur … wärmt unsere Seelen. Ohne Kultur verlieren wir einen Teil von uns selbst. Wer die Kultur aufgibt, gibt seine Natur auf.“

Medizin- und Polit-Technokraten wie Drosten, Lauterbach, Spahn und Merkel – „par excellence“ – haben das anscheinend vergessen und nehmen in ihrem beschränkten Begriffsvermögen ihre und unsere Natur gar nicht mehr wahr – oder wollen es nicht.

 

 

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