„Wie ich meine Zeitung verlor“

Eine Buchrezension

Im Klappentext zu diesem Buch heißt es u.a.:

„ … Birk Meinhardt, der lange für eine Tageszeitung gearbeitet hat, gehört zu den wenigen, die sich einer genauen Selbstbefragung unterzogen haben und ihre Position auf dem brüchigen Pflaster des Medienbetriebs zu orten versuchen. Seine Geschichte ist die eines leidenschaftlichen Journalisten, der als erster Ostler in der Redaktion eines angesehenen Blattes arbeitet und lange blind bleibt für die Widerstände, auf die seine Arbeit zunehmend trifft. Es ist die Geschichte einer Ernüchterung und – schließlich – einer Entzweiung. Er hat sie aufgeschrieben und stellt sie in die aufgeregten Diskussionen auf dem Feld, wo um Meinungsfreiheit ge- und die vermeintliche „Lügenpresse“ bekämpft wird. Ist er ein Held der Pressefreiheit, ein Nestbeschmutzer, ein Ankläger, oder ist er einfach nur überempfindlich?“

In dem Buch geht es um die „Süddeutsche Zeitung“. Eigentlich eher um den Autor der Veröffentlichung selbst, denn was mich am meisten an diesem Buch gestört hat, ist eine permanent aufscheinende Larmoyanz des Verfassers, welche einem nicht nur das Lesevergnügen verderben kann.
Birk Meinhardt meinte offensichtlich, mit seiner geglückten Anstellung bei der SZ in die Gralsburg des objektiven und ehrlichen Journalismus gelangt zu sein. Entschuldigend kann man anführen, dass dem „Ostler“ der kritische Einblick eines „Westlers“ zum Standort der „Alpenpravda“ in der westdeutschen Medienlandschaft (noch) nicht gegeben war. Die verspätete Erkenntnis, in einen Hort praktizierten Gesinnungs- und Meinungsjournalismus geraten zu sein, muss man ihm nachsehen. Eine Abnabelung von diesem „Wahrheitscontainer“ und dessen Verantwortlichen scheint ihm aber nicht gelungen. Er kommt einem vor wie ein Verliebter, der aus einer Blüte die Blätter auszupft und wie Gretchen sagt: „ sie liebt mich, sie liebt mich nicht …“.
Die nichtveröffentlichen Reportagen, die er in dem Buch aufführt, lesen sich gut, haben allemal „literarischen“ Anspruch und spiegeln wider, was man schreiben muss, um irgendein wohlfeiles hiesiges Äquivalent des Pulitzer-Preises zu erhalten. Glückwunsch dazu!
Meine Rezension mag dadurch gefärbt sein, dass ich mir eine deftigere Abrechnung mit dem Milieu gewünscht hätte, von dem er sich nicht verderben lassen wollte. Das ist aber wohl zu viel erwartet, wenn es einem Autor mehr um sich selbst gehen muss als um die beurteilte Sache.

Unterhaltsamer im literarischen Sinne und ehrlicher ist im Vergleich für mich Michael Klonovskys Land der Wunder“. Gleichwohl das Schicksal eines in der Zone sozialisierten Journalisten, der nach Wende in der westdeutschen Journaille anlandete. Ein autobiographischer Roman eines hochtalentierten Autors und „Kopfarbeiters“, der den Jammer-Ossi Meinhardt nicht nur durch frühzeitigere Klarsichten aussticht.
Geht es um Medienmacht und -Missbrauch kommt unsereinem eine deftige Abrechnung des deutschen „Wahrheitsjournalismus“ wie von Thor Kunkel „Wörterbuch der Lügenpresse“ denn auch noch mehr entgegen.
Klonovsky und Kunkel sind eine unbedingte Leseempfehlung für „Dunkelmänner“ wie unsereinem. Meinhardt und seine unverbrüchliche linke Empfindelei kann man sich antun, da man auch daraus durchaus etwas lernt.
.

Dieser Beitrag wurde unter "right is right", Bosheiten, Der Westen, Eliten, Journalisten, Kultur, Linke, Medien abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.