Oder „Das süße Gift der arabischen Religion“
Es gibt Bücher oder Schriften, die man kennen sollte, um zu „verstehen“ und „mitreden“ zu können. Dieser Beitrag soll auf ein solches Buch verweisen, das anders als „Der Fürst“ von Nicolo Machiavelli oder „Vom Kriege“ von Carl von Clausewitz nicht in einem Kanon der „besten Büchern aller Zeiten“ auftaucht, gleichwohl eine identische Bedeutung besitzt: „Travels in Arabia Deserta“ – deutsch „Die Offenbarung Arabiens“ – des Engländers Charles Doughty.
Doughty hat als einer der ersten Europäer 1876 bis 1878 das innerste Arabien durchreist und diese Reise in seinem monumentalen Werk „Travels in Arabia Deserta“ (Cambridge University Press 188), beschrieben. Doughty wurde 1843 geboren und studierte später u.a. am Marinecollege Naturwissenschaften. Er war Schriftsteller und Forschungsreisender und schaffte sich Ansehen auch als Anglist, Geologe und Bibelforscher.
Als „Sachverständiger“ und Beschreiber der arabischen Mentalität ist gewiss T. E. Lawrence bekannter geworden. Sein Werk „Die sieben Säulen der Weisheit“, in dem er den von ihm als britischer Geheimdienstoffizier maßgeblich betriebenen Aufstand der arabischen Beduinenvölker gegen die osmanische Herrschaft im 1. Weltkrieg beschrieb, wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur. Dem der Literatur abholden Publikum wurde Lawrence durch den Film „Lawrence von Arabien“ mit Peter O´Toole in der Hauptrolle eher bekannt.
Für T. E. Lawrence hat die Publikation von Doughty die Bedeutung einer „Bibel Arabiens“ und er beruft sich immer wieder auf diese. Lawrence schrieb für die dritte Auflage von „Die Offenbarung Arabiens“ 1921 eine ausführliche Einleitung, die in der deutschen Ausgabe von 1937 – die mir vorliegt – zu lesen ist. Er schreibt:
Es haben viele, gut ausgerüstete Engländer Arabien bereist und die meisten von ihnen haben auch Bücher darüber geschrieben. Keiner aber hat eine so reiche Beute heimgebracht wie Doughty, und das ohne jede Hilfe, ganz aus eigener Kraft. Er hatte vieles gegen sich. Vor vierzig Jahren war die Wüste weniger gastlich gegen Fremde als heute. Die Türken regierten damals noch, und die Sekte der Wahhabiten schürte den religiösen Fanatismus der Stämme. Doughty war sowohl als Europäer wie als Christ ein Pionier in fast all den Gebieten, in die er eindrang. Auch reiste er als ein armer Mann. Allein zog er mit der großen Pilgerkarawane von Damaskus herunter und blieb in Medain Salih mit unzulänglichen Empfehlungen ausgerüstet zurück. Von dort stieß er in die Wüste vor, in seiner Kleidung und seiner Art zu reisen sich in nichts von den wirklich Armen unterscheidend, und mußte versuchen, sich durch die Ausübung einer vernunftgemäßen ärztlichen Praxis zu erhalten, und das innerhalb eines Volkes, das sein Geld lieber in Zaubermitteln anlegte.
Lawrence gesteht ein, dass er ohne den Schlüssel zum wirklichen Verständnis der arabischen Volksseele, die Doughty durch sein jahrelanges Wandern und Wohnen mit den Arabern im Innersten der großen Wüste sich unter dem Einsatz seiner Gesundheit und oft seines Lebens gewann, nie an sein Ziel gelangt wäre.
Welche Bedeutung soll eine „Reiseschilderung“ aus dem Arabien des 19. Jahrhunderts heute noch haben – über die Bedeutung hinaus, welche ihr T. E. Lawrence gab?
Die „Psychologie der Völker“ ändert sich nicht grundsätzlich in den Läufen der Zeitalter. Das gilt besonders auch für die arabische Welt und Kultur, die ja ausschließlich vom Islam geprägt ist – trotz Einfluss des Westens und auch kulturelle Korrumption durch den Ölreichtum.
Wichtig ist, zu erkennen, was Doughty nicht nur über die Mentalität, Charakter und daraus resultierenden Reaktionen und Verhaltensweisen der arabischen Völkerschaften schreibt.
Der Hauptanteil seiner Reiseschilderung beruht auf seinen Erfahrungen während der Beteiligung an einer Pilgerreise nach Mekka – obschon er schließlich Mekka als Christ nicht betreten durfte. Anders, als es z.B. Richard Francis Burton 1853 gelungen war.*
Hinsichtlich der Schilderung der „Haddsch“ von Doughty hat sich mir diese Beschreibung – nur ein Splitter aus seinem Text – ins Gedächtnis geschrieben:
Der Lagerplatz von Mekka liegt zu weit von der Stadt ab. Der Schwarm der armen Fremden muß sich daher in der Heiligen Stadt selbst Zimmer mieten. Es werden dann gewöhnlich viele Menschen in einem sehr engen Raum zusammengepfercht. Da die meisten aber schon schwach von der langen Reise und in besonders schlechtem körperlichen Zustand ankommen, müssen notwendigerweise neue und schreckliche Krankheiten unter ihnen ausbrechen. Von der Mekka-Pilgerfahrt ist schon manche große Seuche bis zu den entferntesten Völkern gedrungen. Ungeheuer ist in der Tat der Erfolg von Mohammeds religiöser Bewegung gewesen. Die alten religiösen Werte der Semiten wurden, mit dem unechten Stempel des raschen, unruhigen und voraussetzungslosen arabischen Geistes versehen, neu in Umlauf gesetzt und in eine bequeme nüchterne Lebensregelung, eine freundliche Naturgemäßheit umgewandelt, die nicht über menschliches Vermögen hinausstrebt. Sind die Lehren Mohammeds heute nicht die Religion des zehnten Teiles der Menschheit? Wie würde die Welt ohne die redegewandte Zunge dieses verhängnisvollen Ismaeliten aussehen! Selbst eine dünngeistige Religion ist, wenn sie nur die Massen hinter sich zu bringen versteht, eine große Macht in der unberechenbaren Weltgeschichte. Gefährlich ist jedes Band, das viele Millionen Menschen auf Leben und Tod zu vereinen mag! Der Islam und das Volk der Juden gleichen großen geheimen Verschwörungen, nur untereinander Freunde, jedem Außenstehenden gegenüber aber hartherzig, ungerecht, hinterhältig und unversöhnlich. Doch die heidnische, vorislamische Religion der Kaaba sorgte dafür, daß der so schnell erblühte Mohammedanismus nicht ebenso schnell wieder verging.
Das Herz der weitverbreiteten islamischen Religion wird immer Mekka bleiben, von wo die Moslemin aller Länder jedes Jahr neu fanatisiert zurückkehren. Von welch fernen Erdteilen strömen sie nicht zu ihrem heiligen Fest zusammen!
Das süße Gift der arabischen Religion hat sich fast ebenso weit ausgebreitet wie die Pest. Eine gewonnene Schlacht und sie hätte Europa überflutet. Die Völker des Islam mit ihrem fuchsschlauen, barbarischen Verstand und ihrem fanatischen Glauben, daß „nur im Koran die Wahrheit liegt“, können heute auf keinen guten Weg mehr kommen.
Wer so etwas schreibt, gerät heute bestimmt ins Verdikt des Rassismus und der Islamophobie.
Dabei war Doughty in keiner Weise „islamophob“. Es ist auch ein Begriff, den es zu seiner Zeit gar nicht gab. Doughty schilderte nur nüchtern all die Auswirkungen der Religion auf seine Gastgeber, seine Begleiter, auf die Kultur und die Region, die er bereiste – und darüber hinaus.
„Die Offenbarung Arabiens“ ist ein exquisites und – ich meine – auch zeitloses Werk über die arabische Kultur und Lebenswelt, beileibe nicht nur für die beiden zurückliegenden Jahrhunderte. Es ist auch so etwas wie ein (spannender) Abenteuer-“Roman“ und es ist mehr als die Schilderung eines „embedded Journalist“ in heutiger Berichtskultur. Die Beschreibungen und Informationen sind vollauf mit denen von Alexander Humboldt vergleichbar, dessen Werke sich in dem oben erwähnten Kanon der Welt-Llteratur finden.
Leider gibt es das Buch nur noch antiquarisch. Eine Neuauflage und eine editorische bzw. literarische Adaptation oder Einrückung auf heutige Sichtweisen wäre ungemein interessant. Obschon ich glaube, dass es im Blick auf die nicht endend werdende „Anstrengung“, keine neuen Erkenntnisse geben wird.
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* Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah (London 1855),
E-Book unter http://www.gutenberg.org/etext/4657
Deutsch: Sir Richard Francis Burton: „ Persönlicher Bericht einer Pilgerreise nach Mekka und Medina – 1853“; Edition Erdmann, Lenningen – 2005
“ Die 7 Säulen der Weisheit“ – lohnt sich zu lesen!