Beruf, akademische Ausbildung, akademische Titel – überflüssiger Tand für politische Spitzenämter?

Oder: Die Arbeit tun ohnehin die Anderen

Braucht es einen akademischen Titel?

Prominente „Ex-Doktoren“:

  • Franziska Giffey, Familienministerin (SPD)
  • Annette Schavan, Ex- Bildungs- und Forschungsministerin ! (CDU)
  • Andreas Scheuer, Bundes-Verkehrsminister (CSU)
  • Karl-Theodor von und zu Guttenberg, Ex-Verteidigungsminister (CSU)
  • Frank Steffel, MdB aus Berlin (CDU)
  • Margarita Mathiopoulos, beinahe-Spd-Sprecherin von Willy Brandts Gnaden
  • Georgios Chatzimarkakis: Europapolitiker (FDP)
  • Silvana Koch-Mehrin, Europapolitikerin, „Die Schöne“, (FDP)
  • Uwe Brinkmann, Dozent der BW-Führungsakademie (SPD)

Auf der Wackelliste:

  • Helge Braun, Kanzleramtsminister (CDU)
  • Rolf Mützenich, Fraktionsvorstand (SPD)
  • Ursula Gertrud von der Leyen, EU-Kommissions-Präsidentin (CDU)
  • Norbert Lammert, Ex-Bundestagspräsident (CDU)
  • Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident (SPD)

Die Frage, wer schmückt sich nicht gern mit einem Titel und würde nicht gern mit Herr oder Frau Doktor angeredet werden, ist immer noch opportun. Trotz der jüngsten „Skandälchen“ um aberkannte oder nicht vorhandene akademische Titel. „Skandälchen“ deswegen, weil das von den ungleich größeren Schweinereien der Politik ablenken mag: von diesen ganzen Berater- und Lobbyisten-Affären, Corona-Test, Masken-, Krankenhaus- und Intensivbetten-Betrügerein, der Wirecard-Affäre und anderen Fällen von Staats- und Politikerversagen und Korruption hierzlande.

Der Doktorgrad bringt seinem Träger gesellschaftliches Ansehen und eventuell eine Einkommenssteigerung, abhängig von Beruf und Land. Daher besteht für manche Menschen die Versuchung, den Grad auch ohne die entsprechende Qualifikation sowie Investition von Zeit und Aufwand zu erlangen. In Deutschland besitzen insgesamt ca. 1,3 % der Bevölkerung den akademischen Grad „Doktor“.
Vielen professionellen Schreiberlingen der sog. „After“- oder Lügen-Presse ist der Titel, weniger die Titelsucht ihrer Hätschelkinder offensichtlich ein Ärgernis.
Das Handelsblatt hat sich dem schon mehrfach angenommen. Die Thesen lauten:

  • „Der Doktor-Titel in der Wirtschaft ist doch heute nur noch was für Blender!“
  • „Der Doktor ist nichts anderes als ein Gesellenbrief“
  • „Der Dr. med. ist akademische Ramschware“
  • „Was hilft gegen den Titelwahn?“

    Der Titel stamme aus dem Mittelalter und passe nicht mehr in unsere Zeit, konsequenterweise gehört er abgeschafft, heißt es. Und, „das Promotionsverfahren sichert bloß die Macht von Betreuern, Bürokraten und Erbsenzählern“ – schreibt die Zeit

Die Promotion ist ein Anachronismus, eine rituelle Geste aus Zeiten, in denen 400 Seiten im ominösen Jargon einer Elite noch Voodoo für ein ganzes Berufsleben versprachen. Das ist sehr lange her!“ meint der Deutschlandfunk,

Der Tagesspiegel ist davon überzeugt: „Schafft den Doktortitel ab! Wo keine Dissertation, da kein Plagiat … und kein Skandal…“

Das ist in etwa so schlüssig, wie wenn man behauptet: schafft den Katechismus ab, dann gibt es keine Sünde mehr; oder, ohne Gesetzbuch kein Problem mehr mit Kriminalität.


Akademische Ausbildung?

Im Blick auf aktuelle „Kanzlerkandidat*innen“ und andere Spitzenpositionen bzw. Personen in Politik und Wirtschaft kann man feststellen:
„Studienabschlüsse, Ausbildung oder Fachkompetenz sind nicht ausschlaggebend. Die Quote regelt das!“

Klar, die Weiberepidemie sorgt schon dafür!

Man möchte sich aber doch noch gerne mit aufgeplusterten Kompetenzprofilen, Titeln und Zugehörigkeiten schmücken:

  • Völkerrechtlerin
  • Master of…
  • Bachelor
  • Doktorand(in)
  • Büroleiterin
  • „UNHCR“
  • Transatlantik-Beirat
  • Fellowship des „Marshall Funds“
  • usw.

Aber, das braucht man nun wirklich nicht, um in einflussreiche Positionen zu gelangen: Studium mit Abschluss?

Pfeif drauf!

Siehe hier, prominente Studienversager/Abbrecher:

  • Paul Ziemiak (CDU)
  • Kevin Kühnert (SPD)
  • Claudia Roth (Grüne)
  • Karin Göring-Eckardt (Grüne)
  • Omid Nouripour (Grüne)
  • Reinhard Bütikofer (Grüne)
  • Sebastian kurz (ÖVP)
  • Günther Jauch
  • Bill Gates
  • Mark Zuckerberg
  • Reinhold Meßner
  • Jörg Pilawa
  • usw.

Man sieht, unter den Politikern sind die Grünen in Inkompetenz führend, während die CDU wiederum die meisten Möchtegern-Doktoren aufweist (s.o.). Beliebt sind bei den Versagern vor allem politische Wissenschaften, „Sozial“-Wissenschaften und vor allem Jura. Als Naturwissenschaftler möchte man sagen, überwiegend die „Laberfächer“. Denn Labern muss man können, um in der Politik – alternativ bei den Medien – Erfolg zu haben. Es macht aber wohl nichts aus, wenn man kein Diplom darüber erhalten hat, denn man hat sich ja Zeit genommen, um lange genug zu üben.
20 Prozent der „Akademiker“ im Bundestag haben überhaupt keinen Studienabschluss. Insgesamt besitzen 24 Prozent der Abgeordneten einen Diplom-Abschluss.

Beruf?

Düster sieht es bei unseren „Volksvertretern“ aus, wenn man nach Leuten mit klassischer Berufsausbildung forscht. Nur 9 Prozent der „Nichtakademiker“ im Bundestag haben einen irgendwie gearteten Berufsabschluss und nur 2% von diesen haben einen „Meister“. Klassische Handwerksberufe, Selbständige und Facharbeiter: Fehlanzeige.
Was das Parlament angeht, ist dies also kein Spiegelbild der Gesellschaft.
Der letzte Handwerksmeister oder „Selbständige“ in einem Ministeramt war Michael Glos (CSU) als Wirtschaftsminister (Müllermeister).

Kauf Dir doch einen Titel : „Doktor cum fraude“!

Die Älteren erinnern sich gewiss noch an „Konsul“ Weyer, der in der 60er -bis 80er Jahren die Klatschblätter, die „Regenbogen-Presse“ mit Titelzeilen versorgte. Weyer vermittelte einer zahlungskräftigen Kundschaft Adoptionen durch meist verarmte Mitglieder von Adelshäusern. Er selbst ließ sich von einer Countess of Yorck adoptieren und heißt seither „Weyer – Graf von Yorck“. In den 70er Jahren kam vermehrt das Geschäft mit Professoren- oder Doktortiteln im Schwange. Ich weiß noch, wie ich mich als gequälter und fleißiger Doktorand „tierisch“ darüber ärgerte, dass gar das honorige „Deutsche Ärzteblatt“ Anzeigen von Titelverkäufern aufnahm. Man hatte zwei Möglichkeiten: Man bezahlte einen „Ghostwriter“, der für einen ein Thema bearbeitete – meist von einem gleichwohl korrupten Universitäts-Professor ausgegeben; oder man kaufte einfach den Titel bei einer mittelamerikanischen „Universität“ ein.
Auch der „Fake-Doktor“ war durchaus Schwange.*
Nach dem Mauerfall entdeckten Universitäten und Hochschulen im ehemaligen Ostblock, das Geschäftsmodell des Titelhandels.
Soll man sich wundern (oder ärgern?): Ausgerechnet in „Corps“, dem Magazin der „Kösener und Weinheimer Corpsstudenten“, einer äußerst elitären und durchaus abgehobenen Akademikervereinigung, erschien ein ganzseitiger, redaktioneller Beitrag („Interview“), in dem ein gewiefter Titel-Händler** seine Dienste anbieten darf (der selbst seine „akademischen“ Zertifikate in der Slowakei „erstanden“ hat).

Frage:
Herr Khorsand, welche Klienten kommen auf Sie zu?
„Das ist ganz unterschiedlich. Zu uns kommen Unternehmer, hochrangige Manager, Ärzte und Juristen, die sich alle einem weiteren Meilenstein in ihrer Vita widmen wollen. … Da sind (auch) junge, ambitionierte Menschen, die mit der Entscheidung zur Promotion einen Schritt zur eigenen Reputation und Selbstverwirklichung begehen…“

… Warum nimmt man Ihre Dienste in Anspruch?
„Berufliche und private Verpflichtungen lassen unsere Klienten nicht vollkommen frei sein, um die doch recht umfassenden Vorbedingungen und Pflichten im Studium alleine zu bewerkstelligen. … Es ist nicht zu unterschätzen, wie sehr sich die Anforderungen im Berufsalltag von universitären und wissenschaftlichen Anforderungen unterscheiden. Unsere Klienten sind dankbar für die Transformation der Arbeitsweisen durch unsere fachkundliche Begleitung. … Man bekommt also Unterstützung auf ganzer Linie.“

Nachzulesen hier.

Klingt gut – oder?
Aber es steckt das Prinzip dahinter, das anscheinend für eine große Zahl von „Führungskräften“, „Machern“ und Politikern gilt: Ich lass Anderen die Arbeit machen.
Ein in Wirtschaft und Kultur führender Staat ist damit nicht zu machen.

Die Arbeit tun die Anderen!

Man nehme mal wieder das Buch „Die Arbeit tun die anderen: Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen“ von Helmut Schelsky in die Hand (1975 erschienen), in der Schelsky die neue Herrschaftsgruppe der Intellektuellen, „die sowohl als Priesterherrschaft als auch als Klassenherrschaft verstanden werden kann“ durchleuchtet. Genau dies, was inzwischen Wirklichkeit geworden ist.

Mit harter akademischer, wissenschaftlicher Arbeit hat all dies, was angesprochen wurde, nichts mehr zu tun.
Wie sagte Albert Einstein: „Genie ist 1 % Talent und 99 % harte Arbeit …“.
Wir müssen nicht gleich von Genie sprechen. Sprechen wir doch von Fleiß und Arbeit. Braucht es das noch, um „erfolgreich“ zu sein?

Nein: Die Arbeit tun die Anderen!

Nicht wahr – Frau Baerbock, Herr Habeck, Frau Giffey, Fräulein Neubauer!

Habe ich jemanden vergessen?

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* Ich machte Anfang der 80er eine Praxisvertretung bei einem niedergelassenen Allgemeinarzt in einem oberbayerischen Städtchen. Der dort sehr beliebte und überregional prominente Arzt war nicht promoviert, was seinerzeit noch eine Seltenheit unter Medizinern war. Hinter seinem Schreibtisch hatte er für alle Patienten sichtbar eine imponierende „Doktor-Urkunde“ aufgehängt, die über Verleihung des „Dr. hum. causa“ durch die „University of Narrington“ Auskunft gab. Die Urkunde war in ordentlichem Latein abgefasst, um den auch provinziell beschränkten Leser gewiss zu beeindrucken.

** Der junge Mann, ist mir persönlich bekannt. Sohn eines befreundeten persischen Teppichhändlers, der mal hier in der Region zu den solventesten in seiner Profession gehörte. Der eigentlich nicht unsympathische Sohn hat augenscheinlich den Geschäftssinn des Vaters ererbt und macht nun in Titel-Handel oder „Advertising“. Ein gemeinsamer Freund (Professor an der Uni Frankfurt) sollte die „Diplomarbeit“ des Sprößlings in Augenschein nehmen und mit Rat beistehen. Dessen Kommentar: Unter aller Sau … sprachlich wie inhaltlich! Und: Mit den in der Ausarbeitung dargebotenen Fertigkeiten hätte man zu unserer Zeit nicht mal das Abitur geschafft. Tja…

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