Auf dem stets lesenswerten Blog ScienceFiles erschien folgender Artikel, der mir aus Seele und Verstand spricht:
Grüne: 42,5% in München-Stadt – Verantwortungslosigkeit als Wahlursache
Ist es nicht erstaunlich? Bayern ist das Land mit der größten Wirtschaftskraft in Deutschland. Bayern ist Produktionsort moderner Technologien, von Biotechnologien, bis zu Raumfahrt und Flugzeugbau. Bayern ist auch ein agrarisches Land, bekannt für Milch, Käse und Bier. Und Bayern war und ist, ein konservatives Land, in dem der Katholizismus wie in kaum einem anderen Bundesland die regionalen Strukturen geprägt hat.
Ausgerechnet in Bayern erreicht mit den Grünen eine Partei aus Technologiefeinden, Naturromantikern und Modernisierungsverlierern, die am liebsten jede fossile Technologie, jede Biotechnologie und fast jede moderne Technologie verbieten lassen würde, von deren einstiger Sorge um die Umwelt nur noch das Betreiben aberwitziger Kampagnen, um Landwirten ihr Dasein zu erschweren, geblieben ist, 17,5% der Stimmen und somit den zweitgrößten Anteil nach der CSU.
Wie ist das zu erklären?
Ein erster Erklärungsansatz zeigt sich, wenn man die Ergebnisse, die die Grünen in den 91 Wahlkreisen Bayerns erreicht haben, betrachtet. Die Spannweite der Grünen-Anteile ist immens. Sie reicht von 7,8% in Cham, 8,2% in Tirschenreuth oder 8,5% in Regen / Freyung-Grafenau bis 42,5% in München-Mitte, 34,4% in München-Schwabing und 34,0% in München-Milbertshofen.
Knapp 35% Differenz zwischen dem Wahlkreis mit dem tiefsten und dem Wahlkreis mit dem höchsten Grünen-Anteil, das ist eine Differenz, die man als Wahlforscher nicht oft zu Gesicht bekommt.
Ordnet man die Wahlkreise in aufsteigender Reihenfolge des Grünen-Anteils, dann ergibt sich das folgende Bild.
Die Abbildung zeigt im Wesentlichen eine der drei Konfliktlinien, die für Stein Rokkan und Seymour Martin Lipset konstituierend für Parteien sind. Die beiden Wahlforscher unterscheiden den Konflikt zwischen Arbeitern und Unternehmern, Religiösen und Atheisten und eben den Konflikt zwischen Stadt und Land.
Letzterer ist wohl einer der ältesten Konflikte und einer der Konflikte, die auch in der Weimarer Republik eine Rolle dabei gespielt haben, das Ende des ersten demokratischen Versuchs zu beschleunigen.
In Bayern ist dieser Konflikt wiederbelebt worden.
Allerdings in einer neuen Variante. Ein genauer Blick auf die Abbildung zeigt nicht nur, dass die Grünen die größten Stimmanteile in Städten und städtischen Milieus erreichen, er zeigt auch, dass sie das in Städten tun, in denen eine große Zahl von Studenten Hochschulen besucht. Dies deckt sich mit all den Analysen, die die Grünen als neue Partei der prekären Akademia gezeigt haben, als Partei, unter deren Wählern Hochschulabsolventen besonders stark vertreten sind.
Als Erklärung dafür, dass ausgerechnet in einem modernen, fortschrittlichen Land wie Bayern, in dem Technologien und deren Entwicklung eine große Rolle spielen und Seite an Seite mit Landwirtschaft bestehen, eine Partei gewählt wird, die beides bekämpft und erschweren will, bietet sich daher eine Milieuerklärung an.
Die Saat der vergangenen Jahre, der Konstruktivismus an Hochschulen, das Herbeizüchten von Akademikern, die in verbalen Wolken verschwinden, Reden schwingen, aber keinerlei Tuchfühlung zur Realität mehr haben, sie geht nun in einem akademischen Milieu auf, in dem Verantwortung nur noch gegenüber der eigenen Ideologie vorhanden ist, in dem Entscheidungen getroffen werden, weil sie ideologisch passen, nicht weil sie positive Veränderungen in der Wirklichkeit zur Folge hätten, in dem die Realität nur in Form von Transferüberweisungen oder anstehender Vertragsverlängerung vorkommt, in dem man in keiner Weise mit den Folgen der eigenen Handlungen und Entscheidungen konfrontiert ist, denn die Folgen tragen andere: Bauern, die sich überlegen müssen, wie sie ohne Glyphosat zurande kommen. Bürger, die für Umweltphantasien in Windkraft horrende Stromkosten tragen müssen. Hochspezialisierte Entwickler und Ingenieure, die ihr Heil in der Flucht ins Ausland suchen müssen, weil die Technologie, an der sie arbeiten, gegen die Ideologie der Grünen verstößt. Autobauer, die letztlich eine Form des Individualismus ermöglichen, die in der kollektiven Ideologie der öffentlichen Verkehrsprediger der Grünen keine Rolle spielt.
Die Wahl der Grünen ist somit ein Zeichen einer um sich greifenden Infantilisierung oder einer verspäteten Maturität bei ausgerechnet denen, in deren Bildung viel Geld investiert wird, in der Hoffnung, dass ihr gesellschaftlicher Beitrag zu weiterem Wohlstand führt.
Die neue, alte Konfliktlinie zwischen Stadt und Land, sie ist eine Konfliktlinie zwischen denen in der Stadt, die Zeit genug haben, um sich Sorgen über ihre Sexualität zu machen, für die die größte Bedeutung im Leben der Weise zukommt, in der sie angesprochen werden, und denen auf dem Land, die mit ihrer Hände Arbeit, Produktionsanlagen am Laufen halten, Böden bearbeiten und materielle Gegenstände, die man greifen und die einen Gegenwert darstellen, erzeugen. Deren Sorgen gelten der Aufrechterhaltung der Produktion und der Sicherung der Ernte, dem Lebensunterhalt und den Kosten des täglichen Lebens. Sie leben von eigener Arbeit, nicht vom Transfer staatlicher Mittel entweder in das Konto als Ergebnis eines Zeitvertrags oder in Form von Bafög oder Hartz IV.
Während die Landbevölkerung mit dem Land, das sie belebt, verbunden ist, sind die Studenten, die in München, Nürnberg, Regensburg und Augsburg den Grünen zu einem großen Stimmenanteil verholfen haben, wie Dr. habil. Heike Diefenbach sagt: akademische Nomaden. Sie kommen, richten Stimmenunheil an und ziehen von dannen, um an anderem Ort, weiteres Unheil in Form der Wahl der Grünen anzurichten.
Die alte Konfliktlinie verläuft nicht nur zwischen Stadt und Land, sie verläuft auch zwischen Verantwortungslosen und Verantwortungsvollen.
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Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er auf´s Eis.
Und nicht vergessen, dass es wohl weniger echte Bayern sein dürften die die Grünen in diesen Hochburgen gewählt haben, sondern es vielmehr Zuagroaste warn.
Ein Grund mehr sich die Eigenstaatlichkeit Bayerns und eigene Staatsbürgerschaft zu wünschen.