Wohin treibt der deutsche Katholizismus?
Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich wieder einmal politisch geäußert und in das politische Tagesgeschehen, in den Wahlkampf eingemischt.
Einmal mehr äußerten sich die katholischen Oberhirten ablehnend zur AfD, in der sie offensichtlich eine zur Essenz gewordene Initiative des Gottseibeiuns erkennen möchten.
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2017/bischoefe-kritisieren-afd-programm-als-unchristlich/
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, dieser Dicke aus München, Kardinal Reinhard Marx, sagte im Anschluß an die am Donnerstag beendete, viertägige Zusammenkunft:
„Das populistische Vorgehen und viele inhaltliche Haltungen“ seien „nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar“ … „Politisches Agieren …, das vom Schüren von Fremdenfeindlichkeit, von Ängsten gegen Überfremdung, von einseitiger Betonung nationaler Interessen, einem nationalistischen Kulturverständnis“ sei nicht mit einer christlichen Sichtweise vereinbar.
Damit macht man Wahlkampf. Nicht dezidiert für eine bestimmte Partei oder Gruppierung, aber eindeutig gegen eine demokratisch legitimierte und inzwischen etablierte Partei und deren Anhänger.
Sowas war einst deutsch-katholische Tradition. Ich meine dabei nicht die Verlautbarungen der katholischen Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Es war Tradition der frühen Jahre in der Bundesrepublik und dann noch mal erneut in den 80er Jahren.
Ich kann mich noch an die Sonntage in den 50er und 60er Jahren erinnern: braver Kirchgänger, Ministrant und Pfadfinder, der jeweils vor anstehenden Wahlen die damals berühmt-berüchtigten katholischen Hirtenbriefe hören durfte – vom Pfarrer von der Kanzel herab verlesen. Als Schulbub hat man davon noch nicht viel verstanden – wie Vieles von dem, was dort manchmal gepredigt wurde. Mit wachsendem Bewußtsein, mit einsetzenden Einsichten in das, was so in der Welt geschieht und geschehen kann, registrierte man politische Verlautbarungen in einem Gottesdienst schon als eigentlich regelwidrig und unangemessen.
Schließlich stellte man für viele Jahre die Kirchenbesuche am Sonntag ein.
In einem umfangreichen Artikel „Das ist geistliche Nötigung“ aus den Jahre 1980 beschäftigte sich der Spiegel aus damals aktuellem Anlass mit dieser „Tradition“.
Helmut Schmidt, damals Regierungschef reagierte bei einem Hirtenbrief der Bischofskonferenz, in dem die katholischen Kirchenführer offen Wahlkampf für die CDU/CSU betrieben – gegen Staatsverschuldung, gegen Bürokratisierung, gegen die Reform des Abtreibungsparagraphen 218 – äußerst gereizt. Er wird mit folgendem sarkastischen Satz zitiert – es ging im Kabinett um Importhilfen der Europäischen Gemeinschaft für neuseeländische Butter:
„Ich bitte um Vortrag darüber, was die Deutsche Bischofskonferenz dazu sagt. Dürfen wir die Butter kaufen oder nicht?“
In dem Artikel zitiert der Spiegel eine offizielle Verlautbarung der Bischofskonferenz bzw. Synode Ende der 60er Jahre:
In einem amtlichen Kommentar zur Konzilslehre über „Die Kirche in der Welt von heute“ beteuerten die Bischöfe 1969, sie würden sich künftig nur noch dann in die Politik einmischen, „wenn die Grundlagen unserer Demokratie in Gefahr geraten, wenn unverzichtbare Rechte der Menschen geschmälert beziehungsweise preisgegeben oder wenn die Freiheit der uns von Christus übertragenen Verkündigung des Evangeliums direkt oder indirekt eingeschränkt würde.“
Keiner schränkt die deutschen katholischen Bischöfe in der Freiheit ein, das von Christus übertragenen Evangeliums zu verkündigen.
Außer sie selbst!
Die deutsche katholische Kirche beschreitet den Weg des politisierten und politisierenden Protestantismus, der nicht nur für die evangelische Kirche zu einem steten Verlust nicht nur an Kirchenmitgliedern, sondern auch religiöser Substanz führte. Mit ihren Aktionen treiben die Bischöfe viele Katholiken in ein Gefühl der „Unbehaustheit“.
„Mein Papst“ Benedikt XVI. hat in einem Interview ausgeführt:
„… die braven Katholiken, wenn man sie so nennen will, finden, daß es in der Kirche insgesamt immer ungemütlicher wird. Sie fühlen sich nicht mehr zu Hause, leiden und trauern darüber, daß nun die Kirche gar kein Ort des Friedens mehr ist, wo man Zuflucht findet, sondern ein Ort der ständigen Auseinandersetzungen, so daß sie selbst auch unsicher werden und protestieren. Und diese innere Spaltung in der Kirche, die zum gemeinsamen Verdruß an der Kirche, zum gemeinsamen Trauern über die Kirche führt, ist schon etwas, was einen beunruhigen muß.“
Der Interviewer Peter Seewald zitiert an anderer Stelle den Philosophen Rüdiger Safranski der kritisierte, das Christentum habe sich zu einem „kalten Religionsprojekt“ entwickelt, zu einem „Gemisch aus Sozialethik, institutionellem Machtdenken, Psychotherapie, Meditationstechnik, Museumsdienst, Kulturmanagement und Sozialarbeit“. Im Kirchenvolk sei das Gespür dafür abhanden gekommen, dass der Glaube aus ganz anderen Wurzeln wächst als die Gesellschaften des Westens. Viele Theologen und Priester hätten sich inzwischen so weit von der Grundlinie entfernt, dass ein katholisches Profil oft nur noch ganz schwer zu erkennen ist.
Dazu Benedikt XVI.:
„ … es sind eben die Kräfte des Zerfalls, die in der Menschenseele da sind. Hinzu kommt das Streben danach, beim Publikum anzukommen… Es geht dann entweder in die Richtung, dass man politischen Moralismus betreibt, wie es in der Befreiungstheologie und in anderen Experimenten der Fall war, um auf diese Weise sozusagen dem Christentum Gegenwärtigkeit zu geben. Oder es wandelt sich in Richtung Psychotherapie und Wellness, in Formen also, wo Religion damit identifiziert wird, dass ich irgendein ganzheitliches Wohlbefinden habe.
Alle diese Versuche gehen daraus hervor, dass man die eigentliche Wurzel, den Glauben, weglässt. Was dann bleibt … sind selbstgemachte Projekte, die vielleicht einen begrenzten Lebenswert haben, die aber keine überzeugende Gemeinschaft mit Gott herstellen und auch die Menschen nicht bleibend miteinander verbinden können. Es sind Inseln, auf denen sich gewisse Leute ansiedeln, und diese Inseln sind vergänglicher Art, weil die Moden bekanntlich wechseln.“
Ich frage, was hat das politische Verdammnis einer politischen Partei mit der eigentlichen Bestimmung der Kirche zu tun?
Die deutschen Oberhirten möchten beim Publikum der Mächtigen und des herrschenden linksliberalen Zeitgeistes ankommen. Mit ihrer Umhüllung von Moral oder des Moralismus spalten und verunsichern sie die Gemeinschaft der eigentlich noch Gläubigen. Die Kritik an der AfD macht sich hauptsächlich an deren Einstellung zur offiziellen Flüchtlingspolitik fest. Man spricht einer Partei einen Grundbestand der Menschlichkeit ab. So passiert es auch den „Gläubigen“, die sich kritisch zur „Willkommenskultur“ einstellen.
Benedikt XVI. hat auch davon gesprochen, „die wesentlichen moralischen Einsichten zu pflegen, sie als ein gemeinsames Gut zu wahren und zu schützen, ohne sie zwangshaft aufzuerlegen.“
Mit moralisierendem Zwang – Geistlicher Nötigung – kehrt man zu den politischen Kanzelverlautbarungen der Vergangenheit zurück. Das scheint mir aber noch eine Quisquilie gegenüber einer noch gefährlicheren Tendenz, nämlich die offizielle, unterwerfende Anbiederung an den Islam durch die angeblich noch christlichen Kirchen in Deutschland.
Wohin treibt meine Kirche?
Was bleibt noch von dem, in dem wir uns verwurzelt meinten?
Glaube, Liebe, Hoffnung?!
Ich gehe gerne in Kirchen aber nicht in den Gottesdienst.
Der Zeitgeist-wer macht ihn? Die Medien? Die Politik? Alle zusammen? Ich kann mich noch gut an die frühen 70er erinnern, als man sich über Theo Lingen in den alten Schulfilmen kaputtgelacht hatte. Manchmal frage ich mich, ob die 68er nicht doch ein bißchen Recht gehabt hatten, denn die 50er ware doch sowas von verstaubt. Mir scheint heute im Rückblick, daß es da auch einen Kulturkampf gab. Beides wurde angeboten, Heintje, Roy Black und die Beatels, alte Filme, alte Frisuren und das Neue, rauchende Frauen im Bürstenschnitt mit Hosen und tiefem Ausschnitt und immer mehr. Die Mehrheit stürzte sich auf das Neue und verlachte das Alte. Wir haben doch alle mitgemacht. Nun ist das Neue entsetzlich ausgeufert, aus Sittlichkeit wurde Unmoral bis Sauerei, aus schneller Musik und lockerem Tanz wurde Lärm und Gehampel, ich nenne es Veitstanz. Und es gibt bis heute keine Instanz, die die Masse zur Vernunft aufruft.
Es wird alles angeboten, wessen schuld ist es, daß das Niederste, Schrillste, Lauteste, Dümmste von der Masse angenommen wird? Oder hat man sich eine tumbe Masse bewußt herangezüchtet? Wenn ich mir das Bildungswesen anschaue, muß ich das bejahen. Aber nur das, die Medien kann man nur halb beschuldigen, wenn keiner die ekelhafte Bravo gekauft hätte, wäre sie pleite gegangen.
Die Kirche opfert sich lieber selbst, als daß sie für die tumbe Masse als unmodern gelte. Das verstehe ich auch nicht, denn gerade die Intelligenz widersetzt sich dem gegenwärtigen Chaos. Wer gegen die Ordnung ist, ist für Chaos. Was soll das für eine Welt werden ohne Grenzen in jeder Beziehung? Was soll aus der Zerstörung von Familie, Völkern, aller Werte, die das würdevolle Menschsein, eingeschlossen der gesittete Umgang miteinander, ausmachen? Natürlich gab es zu allen Zeiten einen gewissen Bodensatz mit Kriminalität, Rücksichtslosigkeit, schlechtem Geschmack, Faulheit und Dummheit, aber noch nie waren es so viele. Und da beschuldige ich die Medien, die gerade diesem Bodensatz ein Podium bieten, damit die tumbe Masse wächst. Man kann doch kaum noch fernsehen, weil es nicht auszuhalten ist-Geschichtsfälschung, tumbe Geprächsrunden (einer dümmer als der andere, dafür aber laut und ungehobelt), Drecksfilme mit bunten Menschen, damit wir uns schon mal an das Raumschiff Enterprice gewöhnen. Aber die Masse guckt das. Und die verkaufsoffenen Sonntage, die die Kirche zuläßt, werden angenommen, hier im Landkreis reichen die Parkplätze nicht.
Die Kirche kann man vergessen, immer schon, zu allen Zeiten. Auch und gerade in der DDR. Die Kirchenmänner sind geschmeidig, immer schon gewesen. Die Kirchensteuer ist natürlich schonmal ganz falsch. Aber wir müssen sie ja nicht bezahlen… Anscheinend reichen die Bekloppten, die zahlen, aus. Genau wie die Zeitungsverlage. Ich kaufe seit 2000 keine einzige Gleichstromzeitung mehr. Aber wenn ich morgens mit dem Hund gehe und in die Fenster schaue, sitzen noch genug mit einem Drecksblatt am Frühstückstisch.