Soll man sich mit dem Thema beschäftigen? Man muss nicht, man kann!
Da ich mich nun mal gerne an unserer Gegenwartskultur reibe, bringe ich deshalb meine unmaßgeblichen, reaktionären Ansichten zu dieser bald ausgelutschten Chose dar. Vor allem da es sich mit „Rammstein“ um den deutschen „Kulturexport Nummer 1“ handeln soll – von in die Jahre gekommenen alten Säcke mit Gegröle, Gitarren-, Keyboard- und Schlagzeug-Lärm und pyromanischen Dissolutionen garnierte und produzierte Bühnen-Performances und Videos. Sogar zeitgenössische Musik-Experten tun sich schwer, den von der Gruppe verursachten Krach in einen usuellen Musikstil einzureihen.
Das macht wohl auch die Exklusivität von „Rammstein“ aus, dass sie damit emblematisch für die heutige „Kulturnation Deutschland“ wurde. Bestimmt auch im Sinne der deutschen „Kulturstaatsministerin“ im Format von Claudia Roth.
Nicht der von der Gruppe seit bald dreißig Jahren verbreitete Lärm hat jetzt die mediale Aufmerksamkeit und Empörung verursacht, sondern der Verdacht gegen den „Frontmann“ der Gruppe, Till Lindemann: Er habe sich bei seinen Auftritten Frauen „zuführen“ lassen, sie unter Drogen gesetzt und dann mit ihnen (uneinvernehmlich) geschnackselt.
Wie es so ist heute, kamen die Vorwürfe über die Unsozial-Medien auf, von angeblich betroffenen Frauen.
Darauf will ich gar nicht weiter eingehen. Ich gehöre ja zu der Generation, in der das Fan- und Groupie-Unwesen im Zusammenhang mit „Pop“-Künstlern virulent wurde. Wer kann, erinnert sich gewiss an die hysterischen Auftritte seiner Altersgenossinnen bei Konzerten von den Beatles, den Rolling-Stones, um mal die berühmtesten dieser Zeit zu nennen – aber auch bald bei deren Imitaten in der Provinz: Gekreische, Ohnmachtsanfälle, Exhibitionismus, ungenierte Anbiederung durch das patriarchalisch unterdrückte Geschlecht gehörten zu den Auftritten der mehr oder minder ebenfalls notgeilen Künstler. Dann kam bald das Werfen von Büstenhaltern auf, oder auch von mehr oder minder eingefeuchteten Schlüpfern in Richtung der Idole auf der Bühne.
Muss ich das noch weiter kommentieren?
Till Lindemann, dieser hässliche alte (weiße) Ramm-Sack, der schon mal mehr Metall oder Schminke auf oder um seine Visage darbietet, als erträglich erscheint, wurde gar vom Verlag Kiepenheuer & Witsch zum Deutschen Lyriker von Klassiker-Rang hochstilisiert. So bewarb KiWi damals dessen veröffentlichte Rabaukenverse: Hier trete „ein abgründiges, reizbares, verletzliches lyrisches Ich in eine intime Zwiesprache mit dem Leser…“
„Trotz des zeitgenössischen Tons stellen sich sofort Assoziationen zur Lyrik der deutschen Romantik und des Expressionismus ein, auch zu Gottfried Benn und Bertolt Brecht. Die Motive umkreisen die Abgründe der Existenz, den Hunger des Begehrens, den Körper, den Schmerz, die Lust, die Komik und Tragik der Kommunikation, die Einsamkeit und Gewalt.“
„Tanderadei“ möchte man ausrufen – trotz onomatopoetischer Abwesenheit von so etwas wie Nachtigallengesang.
Man hat sich nun von dem Dichter Lindemann getrennt, denn man sieht sich von ihm getäuscht, wurde doch der von ihm verfasste und von KiWi promotete „Gedichtband“ gar in einem der Porno-Video der Ramm-Säcke präsentiert.
Sic transit gloria mundi!
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* bumsen, knallen, stoßen, auflaufen, stemmen, rempeln, schubsen karambolieren etc.