Moralische Substanz

„CO2-Ausstoß so hoch wie nie“ 

– schreibt die Süddeutsche. Die FAZ liefert schon im Titel die Erklärung dafür: „Mehr PS, mehr Kohlendioxid“.
Die erste Meldung bezieht sich auf den neuesten UN-Klimareport:

„Die weltweiten CO2-Emissionen sind 2017 auf ein Rekordhoch von 53,3 Gigatonnen gestiegen, heißt es in einem Bericht des UN-Umweltprogramms.“

Die zweite Nachricht betrifft eine jüngste Verlautbarung des Statistischen Bundesamtes vom Montag:

Die Fahrzeugflotte emittierte hierzulande im vergangenen Jahr 115 Millionen Tonnen CO2. Im Vergleich zum Jahr 2010 entsprach das einer Steigerung um rund 7 Tonnen oder 6 Prozent. Grund für den Anstieg ist zum einen der gewachsene Fahrzeugbestand. … Parallel stieg auch die Fahrleistung um gut 9 Prozent auf zuletzt rund 642 Milliarden Kilometer… Ein weiterer Grund ist, dass die Autos über mehr PS verfügen.

Ich denke, beim ersten Lesen dieser Nachrichten ging es wahrscheinlich vielen wie mir: man nimmt sie mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.
Denn was war anderes zu erwarten. Die Wirtschaft boomt, vor allem anhaltend in China, das allein am weltweiten Gesamtausstoß von CO2 mit 26 % beteiligt ist. Deutschland liegt dagegen mit 2,4% auf dem siebten Platz. Die Bundesregierung, musste denn dieses Jahr einräumen, dass Deutschland sein Ziel, den Treibhausgasausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, deutlich verfehlen wird. In ihrem Klimaschutzbericht geht sie nur noch von minus 32 Prozent aus.

Da wollte doch Deutschland unter der geistig-moralischen Führung der Grünen und deren Kanzlerin mit verordneten Maßnahmen fast im Alleingang – durch Beispielgebung, moralische Beteuerungen und eine „weltweit einzigartige Energiewende“ – die Welt quasi im Alleingang retten.

Was macht das nun mit unseren grün-schwarz-roten Klima-Apologeten – um im Psychojargon zu fragen: Denn die Formel CO2 steht nicht etwa nur einfach für ein Gas, eine chemische Substanz mit physikalisch-chemischen Eigenschaften, sondern ist eine Metapher für den drohenden Untergang der Zivilisation, »wie wir sie kennen«.

Jens Soentgen schreibt im Merkur vom April 2013:

CO2 ist … längst nicht mehr nur eine chemische, sondern zugleich eine moralische  Substanz.  Am Umgang damit soll sich entscheiden, ob unsere Gesellschaft »zukunftsfähig«  ist.  CO2 ist das schlechte Ganze, die Summe aller Verfehlungen, in ihm fließen  alle weltweiten umweltschädlichen Handlungen zusammen, werden unterschiedslos  eins und belasten uns und die Nachgeborenen. Ob in Mato Grosso in Brasilien wieder ein Hektar Urwald in Brand gesteckt wird oder in Frankfurt am Main zehn Flugzeuge   starten – die ökologische Schädigung gleitet geräuschlos in Form einiger Tonnen CO2 in die Luft, diffundiert weltweit und wirkt als Klimalast auf die heutige und zukünftige Generationen. Der Appell zur Reduktion der CO2  – Emissionen überstrahlt mittlerweile alle anderen umweltpolitischen Ziele.

CO2 sei die Ursache des Klimawandels und laut IPCC (der Weltklimarat) vor allem durch „menschgemachtes“ CO2 verursacht. Nach Meinung der Klimaengagierten ist nicht nur mit weltweiten Umweltproblemen, ja sogar mit Klimakriegen zu rechnen:

„Die Eschatologie des CO2“.

Mit einem Schlenker auf das evangelisch-protestantisch geprägte Moral- und Gutmenschentum, das sich ja der neuzeitlichen Versündigungen besonders annimmt, schreibt Horst G. Herrmann („Im Moralapostolat“) dazu:

Aus diesem gehörigen Quantum Apokalyptik (ergibt sich) eine Steilvorlage fürs (evangelische) Einmischen, Engagieren und neuerdings auch Pilgern(). Bei der diskursiven Verwandlung und Transsubstantiation des chemischen C02 in ein politisches und moralisches C02 kann ein ganzes Arsenal biblizistisch-endzeitlicher Bezüge aufgerufen und in der Tradition des (auf Realpräsenz) pochenden Luthers (»est, est«) nachhaltig statuiert werden.
Mit der Moralisierung der Kohlensäure (C02), in der ein unsichtbarer, geruchloser, nichtsdestotrotz bedrohlicher böser Geist – auch aus der (Sprudel-) Flasche – im Fokus der eschatologischen Erregung steht, wird zudem eine mystische Erkenntnisdimension berührt, auch ein nicht unbeträchtliches weltentsagendes und damit monastisches Potential freigelegt …

Spürt man im Religiösen einen „bösen Geist“ auf, muss natürlich eine Austreibung veranstaltet werden. Die protestantische Pfarrerstochter Angela Merkel hat nicht etwa in katholischer Tradition, sondern in Rekurs auf den deutschen protestantischen Sündenkult mit der Verkündung ihrer Energiewende einen Exorzismus eingeleitet.
Ihre Predigten bestanden und bestehen wie die eines falschen Propheten aus Weissagungen heraufkommenden Unheils und lügnerischen Verheißungen zur Errettung, nach dem Prinzip „sola fide“! 

Und so wird Sache mit dem CO2 weiter aus dem Glauben und nicht aus Gewissheit heraus dirigiert werden.

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Nachtrag zur Sache:
Durch die Fahrverbote der CO2-günstigeren Diesel wird die „Klimabilanz“ zusätzlich schlechter ausfallen. Steigen die noch erheblich vielen Dieselfahrer auf Benziner um, wird die Luft an stark befahrenen Straßen möglicherweise von Stickoxiden entlastet, der CO2-Ausstoß nimmt aber sicher zu; was schon 2017 die Europäische Umweltagentur berichtete.

 

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Eine Antwort zu Moralische Substanz

  1. Mein neuer Tiguan hat mehr PS als der alte Passat und braucht ca. 1 l Sprit weniger. Was die deutsche Autoindustrie in den letzten Jahren geleistet hat ist eine Höchstleistung. Respekt.
    Der drohende Weltuntergang wird seit dem frühen Mittelalter als Druckmittel für die Masse benutzt. Gläubige aller Zeiten werden am Nasenring durch die Manege zur Schlacht- oder Opferbank geführt.

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