Ein fiktives Interview
Nach den vielbeachteten Gesprächen im Jahre 2012 und zur letzten Bundestagswahl hat uns FJS erneut und exklusiv ein Interview gegeben.
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Herr Strauß, wie fühlen Sie sich heute nach diesem für ihre CSU so desaströsen Ausgang der Landtagswahl in Bayern?
„Ich bin der, der ich war, und ich bleibe der, der ich bin.“
Haben Sie vorausgeahnt, dass es einmal so weit kommen würde, die CSU bei 37 %?
Ich habe es schon einmal gesagt: „Ich bin kein Wetterhäuschen für die Zukunft der deutschen Politik.“
Man hat der CSU in den Meinungsumfragen ein noch schlechteres Ergebnis propheizeit:
„Es lohnt sich meistens, die Prognosen der Meinungsforscher nicht gelesen zu haben.“
Ministerpräsident Söder hat betont, es gehe bei der Landtagswahl um Bayern und bayerische Themen, warum hat er dann so schlecht abgeschnitten?
„Dem Bürscherl hätte man rechtzeitig Kunstdünger in die Schuhe schütten müssen.“
Was hätten Sie ihm für den Wahlkampf geraten?
„Ich bin nicht dafür bekannt, daß ich Kreide fresse, um eine angenehmere Stimme oder eine angenehmere Diktion vorzutäuschen, sondern ich bin dafür bekannt, dass ich sage, was ich denke, und dass ich auch das denke, was ich sage.“
Die Grünen sind zur zweitstärksten Partei in Bayern geworden. Wie beurteilen Sie das.
„Das beste Grün ist weiß-blau.“
„Ich halte die Grünen nicht für eine demokratische Partei.“
“ … vergrämte(n) Nazis sehr alter Jahrgänge bis zu den jugendlichen Schwärmern, dazwischen Knallrote, die mal vorübergehend als Laubfrosch im Fasching gegangen sind“
„Das heutige politische Leben wird leider stark von den anpassungsfähigen und geländegängigen Typen bestimmt.“
Warum halten Sie die Grünen für gefährlich?
„Melonenpartei – außen grün, aber innen rot.“
„Das Ausland empfindet es schlichtweg als unerträglich, von Deutschland ohne Unterlass ermahnt und belehrt zu werden. Die Politik zum Schutze der Umwelt ist dafür nur ein Beispiel. Kein vernünftiger Mensch und schon gar nicht ein konservativer Politiker, für den das Bewahren ein wichtiges Wesenselement darstellt, wird sich dieser Herausforderung verweigern. Der emotionsgeladene Fanatismus aber, der in dieser Frage insbesondere von linken und grünen Kreisen praktiziert wird, stößt ab und alarmiert. Er weckt draußen Misstrauen gegen die irrationalen Deutschen, die offensichtlich wieder einmal glauben, am deutschen Wesen müsse die Welt genesen.“
„Von Platon über Rousseau bis zu Marx und Lenin zieht sich gleich einem roten Faden geometrisches Ordnungsdenken von Utopisten wie eine Gegenmelodie zur Individuation durch die Geistesgeschichte unseres Kontinents. Als Gesamtlösungen tragen ihre kollektivistischen Staats- und Gesellschaftsentwürfe zwangsneurotische Züge und müssen als Symptome einer aberratio mentis verstanden werden, von der eine gefährliche Wirkung ausgeht.“
Claudia Roth und Anton Hofreiter aus Bayern sind zu prominenten Spitzenpolitikern der Grünen im Bund geworden, der norddeutsche Grünen-Vorsitzende Habeck scheint auch in Bayern populär zu sein. Viele kleine Leute, die ehemals SPD und auch CSU gewählt haben, auch Bauern, eben Leute vom Land, nicht nur Großstädter, haben diesmal „Grün“ gewählt.
„Popularität und politisches Gewicht sind nicht deckungsgleich.“
„Ich bin ein großer Anhänger des Rechtsstaates. Aber den großen Lumpen muss man stärker aufs Hirn hauen als man die kleinen Leute verfolgt.“
Was sagen Sie den ehemaligen CSU-Wählern, es sind ja nicht wenige, die jetzt zu den Grünen übergelaufen sind?
„Diejenigen, die zum einfachen Leben zurückkehren wollen, müssen sich eben dafür geeignetere Regionen aussuchen. Niemand wird sie daran hindern, das Automobil durch einen Wanderrucksack zu ersetzen und ihre Verpflegung im Freien zu suchen.“
Zur SPD. Die einstmals stolze „Königlich bayerische Sozialdemokratie“ ist zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Wie sehen Sie das.
„Wenn man an eine große bayerische Partei denkt, dann fällt keinem der Begriff SPD ein, geschweige denn FDP oder gar noch was anderes…“
„Der linke Teil – eine Minderheit der Studenten, der Lehrer, der Pädagogen, der Dozenten, der Assistenten, der Psychologen, der Politologen, der Soziologen – da kommt das alles doch her. Das sind doch keine Arbeiter, meine Damen und Herren. Die haben in ihrem Leben doch noch nie eine Schaufel oder einen Schraubenzieher in der Hand gehabt.“
In zwei Wochen sind Landtagswahlen in Hessen. Der dortige CDU-Ministerpräsident Bouffier muss ebenfalls um eine sichere Mehrheit fürchten und gibt der CSU die Schuld für die schlechten Umfrageergebnisse der CDU.
„Ich will mit dem Wort Dummköpfe vorsichtig sein. Das wollen wir der Endabrechnung des lieben Gottes überlassen.“
„Ich greife mir ans Hirn, warum die politischen Pygmäen der CDU, die nur um ihre Wahlkreise kämpfen, diese Zwerge in Westentaschenformat, diese Reclam-Ausgabe von Politikern, warum die sich empören über eine Haltung der Landesgruppe…“
„Es gibt ja wirklich in der CDU die Krankheit, die kenne ich schon seit Jahren, die äußert sich also immer wieder in selbstmörderischen Äußerungen nur aus Gründen interner Feindseligkeit, interner Rivalitäten oder neidhammelhafter Haltung.“
Die CSU hat trotz des schlechten Ergebnisses entsprechend der politischen Rhetorik den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Was raten Sie Markus Söder, der wahrscheinlich die Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern führen wird.
Was raten Sie Söder?
„Ich habe immer betont, dass das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten das schönste Amt der Welt ist“.
„Anstatt sofort konkrete Themen zu diskutieren, ist es manchmal ratsam zunächst eine politische `tour d’horizon`zu unternehmen.“
„Sorgen Sie dafür, daß die Freiheit in ihrem Lande, gleichgültig von woher sie bedroht wird, erhalten bleibt.“
„Vigilia pretium libertatis – frei bleibt nur, wer auf der Hut ist.“
„Hart in der Sache, aber verbindlich in der Form.“
Und ich meine es gilt heute noch: „In Bayern gehen die Uhren anders. Wenn in Bayern die Uhren wirklich anders gehen, dann haben wir, soweit die Politik es vermag, diesen Beitrag zur geistigen Führung unseres Landes geleistet, damit in Bayern die Uhren richtig gehen und nicht nach Zeitgeist jeweils verschieden eingestellt werden.“
„Das Mögliche tun, das Unmögliche lassen, Grenzen anerkennen aber großzügig auslegen.“
„Lieber als leere Versprechungen ist den Menschen ein ehrliches Wort.“
Sollte Horst Seehofer jetzt als CSU-Vorsitzender zurücktreten?
„Der Politiker, wenn er Erfolg hat, ist immer auch ein Protegé der Geschichte, in guten wie in bösen Zeitläufen.“
Auch in der Causa Seehofer gilt: „Feind, Todfeind, Parteifreund.“
„Maximale Lebenserwartung hat ein Politiker, wenn er sich aggressiv in der Politik und defensiv im Straßenverkehr verhält.“
„Ich halte mich an ein Gebet der Kirche, das ich schon als Ministrant mit zunehmender Lateinkenntnis verstanden habe: Er mag gesündigt haben, aber er hat Gott nicht geleugnet, sondern an ihn geglaubt.“
„Über einen Sünder der Buße tut herrscht mehr Freude im Himmel als über eintausend Gerechte.“
Wie soll es weiter gehen mit der CSU? Eine Spitzenpolitikerin Ihrer Partei, Frau Barbara Stamm hat heute Abend gemeint, dass die CSU vor allem wegen der Darstellung von „rechten Themen“ verloren hätte. Wie sehen Sie das?
„Rechts neben uns ist nur noch die Wand.“
„Unser Ziel muss es sein, und bleiben, dass ohne die CSU in Bayern, sowie ohne und gegen die CDU/CSU in Deutschland nicht das politische Geschick Bayerns und Deutschlands gestaltet werden kann.“
„Wenn es einer seriösen Rechtspartei gelingt, auf Dauer über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen, wäre die Kombination aus CDU, CSU und FDP nicht mehr mehrheitsfähig. Eine Koalition von SPD und Grünen ist für mich keine demokratisch akzeptable Alternative. Der Gedanke einer Großen Koalition weckt mehr Unbehagen als Zuversicht … Es geht nicht um rechtsradikale Narren, aber wenn sich eine Rechtspartei bildet mit einem populistischen Programm und einer charismatischen Führung, dann stimmt die ganze Lagertheorie von CDU und FDP endgültig nicht mehr. Dann müßte man entweder mit dieser Rechtspartei und der FDP zusammengehen, oder … das Ziel einer neuerlichen … linken Koalition wäre nach den nächsten oder übernächsten Bundestagswahlen erreicht.“
Was empfehlen Sie einem künftigen CSU-Vorsitzenden, der die Nachfolge von Horst Seehofer antreten wird?
„Ich bin g’scheit und faul, daher zum Truppenführer geeignet.“
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Bei dem Interview war uns u.a. Bastian Atzger behilflich
Ich glaube nicht, dass viele Leute vom Land, auch Bauern, die Grünen gewählt haben. Eher haben die bei den Sozis abgestaubt. Die Wähler der CSU sind zur AfD und den Freien Wählern übergegangen.
Das Thema Bauern ist ein eigenes, es gibt nicht mehr viele Bauern, die meisten Bauernhöfe sind stillgelegt, der Grund verpachtet oder verkauft. Die Bauern von gestern bzw. deren Nachkommen, sind i. d. R. Fabrikarbeiter, Meister und Ingenieure von heute.
Die Schwäche der CSU dürfte auch in dem steten Zuzug von Preißn liegen, die dieser Partei fremd gegenüberstehen.
Die CSU hat unter dem System Merkel zu leiden, das sie aber auch selbst mitverantwortet und getragen hat. Das war und ist der grundlegende Fehler der CSU, man erinnere sich an die fast schon kommunistisch anmutenden Beifallsstürme bei den CSU-Parteitagen wenn Ääängie auftrat und ihren Sermon zum Besten gab.
Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.