Das Volk trauert – könnte das heißen.
Ist aber wohl wieder so ein, im Zeitgeist störend als „still“ gebotener Tag im tristen Monat „Nebelung“ vulgo November.
Der Volkstrauertag geht auf eine Initiative des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge aus dem Jahre 1919 zurück und sollte als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges eingeführt werden. 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. In der Weimarer Republik und im Dritten Reich wurde er an verschiedenen Tagen begangen. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag erneut vom Volksbund initiiert und 1950 erstmals neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. Nach einer Übereinkunft wurde dann der Termin auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr verlegt. Der Tag ist durch Landesgesetze als „stiller Tag“ geschützt.
Die Kriegstoten
Der 1. Weltkrieg forderte fast 10 Millionen Tote auf den Schlachtfeldern Europas: 2 Millionen Soldaten aus dem deutschen Kaiserreich und 1,5 Millionen aus Österreich-Ungarn; Russland hatte 1,8 Millionen, die Franzosen 1,3 und das britische Empire 0,85 Millionen zu beklagen.
Der erste volltechnisierte und mit industrieller Macht durchgeführte Krieg der Geschichte hatte bisher nie gekannte Menschenopfer gefordert.
Übertroffen dann vom 2. Weltkrieg: 7 Millionen Deutsche, davon 5,3 Millionen Soldaten starben im Krieg, der brutal von allen Seiten auch gegen die Zivilbevölkerung geführt wurde. Den größten Blutzoll hatte die Sowjetunion mit geschätzt 20 Millionen Toten.
Die Russen betrauern – wie Franzosen und Engländer – ihre Toten und feiern unvermindert den Sieg über Deutschland.
Den Deutschen bleibt nur die Trauer – und Scham und Schande, die nach unendlichen Reflexionen des Selbsthasses nie vergehen soll.
Krieg, die Zerstörung jeglicher Lebensgrundlagen, das scheint dem deutschen Bürger – dem „Volk“ – äonenweit entfernt zu liegen.
Soldaten sind hierzulande zu verachtenden Gestalten geworden („Soldaten sind Mörder“) und die deutsche „Wehr“ ist durch politische Entscheidungen nur noch das Zerrbild einer Armee.
Deutsche Soldaten werden nun für sinnlose Vasallen-Einsätze „am Hindukusch“ und in der Sahara verheizt. Kommt es zu Opfern, werden diese eher verschwiegen und unterschlagen.
Volkstrauer ?
Sprach man noch anfangs von den „Opfern von Krieg, Verfolgung und Vertreibung“ . Von „Vertreibung“ von Deutschen wollte man schließlich gar nichts mehr hören. Man versuchte, gezielt für die Deutschen das zu verdrängen, was im Kollektiv-Erinnern eines Volkes nie vergehen wird: der Schmerz um verlorene Menschen, Heimat und Kultur.
Volk, das gibt es für die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft ja nicht mehr. Schon gar nicht Deutschland – bzw. „Deutsches Volk“. Auch wenn die „Volksvertreter“ immer noch das Gebäude betreten, das mit Inschrift „Dem Deutschen Volk“ gewidmet ist.
Ohne große Empörung dürfen sich Spitzenpolitiker und Repräsentanten des Staates einer Parole wie „Deutschland du mieses Stücke Scheiße“ anschließen, ohne definitiv in Acht und Bann geworfen zu werden.
Dass es soweit gekommen ist, das macht inzwischen überwiegend die Trauer nicht Weniger aus.
Die Erinnerung an Verwandte, die in Russland gestorben sind, von Russen, Polen und Tschechen erschlagen und zur Flucht getrieben wurden, rückt natürlich in die Ferne. Man empfand vielleicht noch mit der alten Nachbarin, die als Kriegerwitwe ihr Dasein fristen musste und mit den älteren Schulkameraden, die ihren Vater nie kennengelernt haben.
Ein depressiver Fußballtorwart, der sich in seiner Krankheit suizidiert, ruft mehr öffentliche Aufmerksamkeit und „Trauer“ in den Medien hervor, als ein Volkstrauertag in seiner Tradition.
Die Opfer des islamischen Terrors in Deutschland seit der Einladung des Fremden zu uns, werden übergangen, die Angehörigen kaltherzig abgespeist.
Sollte denen nicht auch ein Teil der „Volkstrauer“ gehören?
Aber Volk gibt es ja nicht (mehr).
Aber dann vielleicht die Trauer derjenigen, „Die schon länger hier leben“ und jetzt aushalten müssen, wie Elementarstes ihrer Kultur von Ihresgleichen zerstört wird?
„Mahnmale“
In meinem Heimatort steht ein Kriegerdenkmal – 1926 erbaut und 1962 erweitert – das im Katalog der Kulturgüter des Heimatkreises aufgeführt ist. Ein in seiner Schlichtheit und Ausdrucksstärke beeindruckendes Erinnerungsmal für jeden, der es passiert. Wenn man zum höchsten Aussichtspunkt des Ortes gelangen will, kommt man unweigerlich daran vorbei; vom Marktplatz aus war es immer auf halber Höhe des „Schloßberges“ zu erkennen.
Die örtliche SPD erlangte nun vor einiger Zeit angebliche Erkenntnis darüber, dass am „Kriegerdenkmal“ neo-nazistische Umtriebe stattgefunden hätten; in einer Zeit, als vermehrt die rechte Gefahr von allen Seiten beschworen wurde. So kam es zwangsläufig dazu, dass das bisherige „Kriegerdenkmal“ ganz offiziell und mit erheblicher medialer Überspanntheit in ein „Mahnmal des Friedens, für Toleranz und Verständigung“ umgewidmet wurde. Alle politischen Gruppen und natürlich die Kirchen beteiligten sich daran. Es fehlte nur, die Figur des sterbenden Kriegers auf dem Mahnmal weg zu sprengen. Weg sprengen wie das Berliner Schloss, die Potsdamer Garnisonskirche oder die Leipziger Universitätskirche usw.. Konsequenterweise müsste es bei einer derartigen Umwidmung zu einem „Mahnmal des Friedens, für Toleranz und Verständigung“ dazu gehören, auch die Epigrafe von Hunderten von Namen toter früherer Mitbürger der Stadt weg zu meißeln und dort – und damit aus dem kollektiven Gedächtnis der Gemeinde zu tilgen. Und die emphatische Inschrift „Zur Erinnerung an unsere im Krieg gefallenen Helden“. Hatte nicht ein früherer deutscher Spitzenpolitiker einstmals gefordert: „Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.“?
„Postfaktisch“ ist dies geschehen. Die örtliche „Zivilgesellschaft“ zelebriert sich inzwischen dort mit „Events“ und „Installationen“, gestaltet von guten Menschen, besoffen von Willkommenskultur, Toleranz und Buntheit.
Trauer und „stiller Tag“ war einmal.
Der gute Kamerad
Zum Volkstrauertag gehörte stets das Lied vom „Guten Kamerad“ unseres großen Dichters Ludwig Uhland, vertont von Friedrich Silcher. Ein Lied, das nicht nur in Deutschland die Trauernden berührte, sondern auch bei unseren ehemaligen Weltkriegsgegnern Eingang in das Gedenkzeremoniell an ihre gefallenen Soldaten gefunden hat.
Der „gute Kamerad“ hat aber vor Denkmälern für „Frieden, Toleranz und Verständigung“ in Deutschland wohl ausgedient.
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