Die „Große fränkische Diebes- und Mörderbande“ des Franz Troglauer

Bei Räubergeschichten aus Franken denkt man unwillkürlich an den Spessart. Dafür hat  Wilhelm Hauff mit seiner Geschichte vom „Wirtshaus im Spessart“ gesorgt.
Nur wenig bekannt ist, dass in jener vergangenen Zeit eine Räuberbande weit entfernt vom Spessart Obrigkeit und Volk in Franken und der westlichen Oberpfalz in Atem hielt: die Troglauer-Bande, die als die „Große Fränkische Diebes- und Räuberbande“ in die Geschichte einging.
Kopf dieser Bande – man darf schon von einem „Verbrecher-Netzwerk“ sprechen – war Franz Troglauer aus Markt Mantel bei Weiden in der Oberpfalz.
Troglauer, 1754 geboren, endete 47-jährig am Galgen.
Er und seine Bande waren in den Methoden durchaus modern. Man hatte einen eigenen Buchdrucker, der für die Herstellung von falschen Pässen, Adelsbriefen und sonstigen Dokumenten sorgte. Durch Gastwirte als Bandenmitglieder hatte man an vielen Orten in der Oberpfalz und in Franken Unterschlupf und die Wirte dienten als Hehler, um die gestohlenen Sachen zu versetzen. Zur Verständigung diente eine eigene Räubersprache. Franz Troglauer hielt sich neben einer Ehefrau mit mehreren Kindern auch noch eine Geliebte mit zwei Abkömmlingen und machte mit öffentlichen Drohbriefen an die Obrigkeit und Morddrohungen gegen einen Landrichter auch in den damaligen „Medien“ auf sich aufmerksam.
Die Bande war für eine außerordentliche Zahl an Diebereien, Einbrüchen und Überfällen verantwortlich, wobei die meisten Untaten für heutige Verhältnisse wohl eher Lappalien waren. Das dreisteste Stück lieferte die Bande 1797 mit einem Diebstahl beim Bamberger Weihbischof Johann Adam Behr, der damals im sogenannten „Klerikalseminar“ – heute das „neue Rathaus“ – auf der Inselstadt in Bamberg residierte. Hier befand sich auch die Weihbischofskapelle, aus der man „alles vorfindige Silber, den Weihbischofsstab, Lavor, Kennlein, Handtücher, sämtliche Messgewänder, Alben“ entwendete. Der Gesamtschaden belief sich auf 12.000 Gulden.
Zum Untergang der Bande führte dann – wie kann es anders sein – ein Verrat. Dabei kommt jetzt der damalige Amtmann im Markt Dachsbach bei Neustadt/Aisch mit dem vieldeutigen Namen Hergott ins Spiel. Im August 1798 gelang ihm durch die Befragung eines inhaftierten Bandenmitglieds den Auslöser zur Zerschlagung dieser sogenannten  „Großen Fränkische Diebes- und Räuberbande“ zu liefern.
Herrgott war eine schillernde Gestalt. Er war einige Zeit Berater des Kaisers in Wien gewesen und versuchte die erlebte „majestätische Lebensführung“ auf Dachsbach zu übertragen. Auf  diesen Mann geht sowohl der Spruch „leben wie der Herrgott in Dachsbach“ als auch die Bezeichnung „Herrgottsköpfe“ für die Dachsbacher zurück. Das Ende von Herrgott war nicht sonderlich herrgöttlich, denn er wurde 1806 wegen dienstlicher Verfehlungen in Bayreuth ins Gefängnis gesteckt.
Über die Erfolge bei der Verfolgung der Bande berichtet der „Fränkische Merkur“ in seiner Ausgabe vom 2. Oktober 1798:

Dem geschickten Justiz-Amtmann Hergott zu Marktdachsbach, hat es endlich geglückt, die schon längst im fränkischen Kreise verspürte Räuberbande vollkommen zu entdecken.
Er hat eines der Häupter derselben gefangen genommen, das um der verdienten Strafe zu entgehen, sich anheischig machte, alle seine Mitschuldigen getreulich anzugeben, wenn man ihm höhern Orts Befreyung von der verdienten Strafe erwirken könnte. Herr Hergott hat hierüber nach Bayreuth berichtet und es soll dem Gauner Milde mit der Bedingniß zugesichert worden seyn, wenn er ohne Verzug alles getreulich und aufrichtig angäbe. Seitdem sind mehr als 104 Personen an verschiedenen Orten eingezogen worden. Verschiedene Wagen voll dieser säubern Gesellen sind bereits auf die Ansbachische Festung Wülzburg geliefert und dem Hrn. Regierungs-Assessor Stadelmann aus Ansbach ist die vollständige Untersuchung übertragen worden.

Die festgenommenen Personen wurden also auf der Festung Wülzburg bei Weißenburg inhaftiert. Der Kopf der Bande fehlte aber hierbei.
Franz Troglauer und seine Gefährtin Christine Bock wurden jedoch zur selben Zeit in Regensburg verhaftet und eingesperrt. Weitere Bandenmitglieder kamen in den unterschiedlichsten Orten in der Oberpfalz, Niederbayern und in Franken hinter Schloss und Riegel.
Franz Troglauer konnte in Regensburg noch einmal entwischen und sich kurz der Freiheit erfreuen.
 1799 tauchte er wieder in der nördlichen Oberpfalz auf und gründete eine neue Bande. Bei einer Begegnung äußerte er, dass er einen seiner eifrigsten Verfolger, den Landrichter von Parkstein, Georg von Grafenstein zu ermorden gedenke, worauf die Fahndung nach ihm jetzt verstärkt aufgenommen wurde.
Im Dezember 1800 gelang es einem Gerichtsdiener, den Franz Troglauer in der Nähe von Neumarkt einzufangen. Er wurde nach Amberg gebracht, wo ihm dann der Prozess gemacht wurde.
Am 6. Mai 1801 schlug Troglauers letztes Stündlein. In den Morgenstunden des Tages hatte er den „Armesünderweg“ zu gehen und endete am Galgen vor den Toren der Stadt Amberg.

G.E.
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Quellen:
Bernhard Weigl: Der Galgen ist mein Grab. Auf den Spuren der Räuberbande des Franz Troglauer durch Oberpfalz und Franken. Bodner, Pressath/Oberpfalz 2005,

Abgenöthigte Erörterung der Frage: Wie verhält es sich mit dem Verfahren der vormaligen Bayreuther Regierung in Untersuchungs-Sachen wider den Justizrath Herrgott zu Markt Dachsbach?: zugleich als actenmäßiger Beytrag zur Beleuchtung der von dem k. b. Landrichter Schulz in der Denkschrift seiner neuesten Dienstschicksale ausgestreuten Verlaeumdungen (Google eBook)

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