Wahlplakate zur Europawahl

Für wie doof hält man uns?

 

„Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt“,

titelt 2013 das Satire-Organ „Der Postillon“. Und man ließ dazu einen fiktiven Sprecher einer „besonders schwer betroffenen Partei“ zu Wort kommen:

„Jeder, der diesen Blödsinn sieht, muss uns doch für eine weichgespülte Partei ohne Rückgrat halten.“ Man habe sich sehr viel Mühe gegeben, klare politische Vorstellungen und Ziele visuell ansprechend auf Plakaten zu präsentieren – „und jetzt hängt da stattdessen überall dieser sinnfreie Müll rum mit Begriffen, die absolut nichts aussagen!“

Vor zwei Jahren, vor der Bundestagswahl, haben sog. Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim sich (ernsthaft!) mit der Aussagekraft und Wirkung von Wahlplakaten befasst. Man kam mittels Befragungen zu dem Ergebnis, dass fast 90 Prozent der Befragten Wahlplakate als “überflüssig und inhaltsleer“ beurteilen. Dennoch habe fast jeder dritte Befragte eingeräumt, durch Wahlwerbung schon einmal stark oder sehr stark in seiner Wahlentscheidung beeinflusst worden zu sein.

Mir schien es an der Zeit, sich den neuen „sinnfreien Müll“ mal vorzunehmen, denn jetzt 4 Wochen vor der Europawahl kann wieder keiner dieser Vermüllung des öffentlichen Raums durch Wahlwerbung entgehen.
An ausgesuchten Verkehrsknotenpunkten werden Großflächenplakate uns penetrant ins Blickfeld gestellt, für die z.B. ein Wahlplakate-Hersteller folgendermaßen wirbt:

„Nutzen Sie klassische 18/1-Plakate und begeistern Sie Ihre potenziellen Wähler auf 9 m² Werbefläche. Papierplakate im 18/1-Format sind in der heutigen Wahl- und Außenwerbung unverzichtbar … Das 18/1-Format ist der absolute Klassiker im Wahlkampf und in der Plakatwerbung.“

Fast jeder Laternenmast und nahezu jeder Alleebaum entlang unserer Straßen wird dazu mit „Kleinplakaten“ – von DIN A 0 bis DIN A 4 mit schwachsinnigen Parolen und Bildern dazu passender Kandidaten verunstaltet. Ebenfalls ein „Klassiker im Wahlkampf“.

Nachfolgend eine Sammlung von dümmlichen Texten und Parolen, die uns in den nächsten Wochen verfolgen werden.

Die SPD ist für mich der Anführer der Nonsense-Hitparade.
Nach der Devise: Wenn wir schon nichts mehr zu sagen haben, so tun wir es doch besonders bescheuert.
Der „Leitslogan“ der SPD lautet denn regelrecht „delphisch“: #EUROPAISTDIEANTWORT.
Was das Doppelkreuz dabei bedeuten soll, bleibt schon mal ein Mysterium, wie die Aussage selbst.
Über diesem „Hashtag“ lässt man denn so simple Worte bzw. kryptische Worte oder Phrasen aufscheinen, wie
„Frieden“,
„Umweltschutz“,
„Trump?“ (Natürlich mit Bild von demselben),
„Zusammenhalt“
– letzteres mit dem Konterfei der Spitzenkandidatin Barley.

Die Grünen sind einmal mehr der Spitzenreiter in der Vielfalt der Einfalt. Ihr Wahlmotto lautet:
„Kommt wir bauen das neue Europa!“.
Dazu läßt man den Robert Habeck im Format 18/1 albern:
„Perfekt ist Europa nicht. Aber ein verdammt guter Start.“
Die Grünen sind ja angetreten, um die Erde zu retten – vor allem Möglichen. So darf denn die Annalena Baerbock für Europa verkünden:
„Wer den Planeten retten will,  fängt mit diesem Kontinent an.“
Und:
„Klimaschutz kennt keine Grenzen.“
Ein gewisser Sven Giegold meint:
„Europa ist ein Friedensprojekt. Kein Steuersparmodell.“
Das verstehen wir: her mit der nächsten Steuererhöhung!
Zu dem Slogan „Kommt wir bauen das neue Europa!“ Kann man dann noch lesen:
Nur ein soziales Europa ist ein starkes Europa“.
„Europa. Die beste Idee, die Europa je hatte.“
„Für Königinnenreiche auf unseren Wiesen.“
„Kommt der Mut, geht der Hass.“
Die Grünen können im Wettbewerb der dümmlichsten Aussagen gewiss die Spitzenplätze erringen, fasst man denn für den Blödesten verständlich den Europagedanken, geboren aus der Französischen Revolution so zusammen:
„Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit.“

Und welchen Unsinn verzapfen die anderen?
Sinnfreies in Blick auf die Europawahl bietet auch die AFD mit Aussagen wie u.a.:
„Geht´s noch Brüssel?“
„Diesel retten.“

Die CDU/CSU will mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Europa-Apparatschik Manfred Weber, uns mit diesen Phrasen hinters Licht führen:
Europa stärken, das heißt Deutschland stärken.“
„Für Deutschlands Zukunft. Unser Europa.“

Genauso nebulös tritt die FDP auf. Man propagiert
„Europas Chancen nutzen!“
Und fragt
„Wie soll Europa vorankommen, wenn Deutschland stehen bleibt?“

Die LINKE argumentiert mit Doppel-Schlagworten, und wie es sich für Sozis oder eingefleischte Kommunisten gehört, darf der Slogan „Reichtum gerecht verteilen“ nicht fehlen, wenn man denn dazu auch meint „Mehr Geld für Bus & Bahn“.
„Flucht hat Ursachen – Waffenexporte stoppen.“,
„Klima vor Profit – saubere Energie fördern.“,
„Gute Arbeit in Europa – Mindestlöhne rauf.“ –
plakatieren die LINKEN gewohnt „knackig“.
Frühere Beobachter haben der LINKEN attestiert, sie wäre in ihren „plakativen“ Aussagen noch am konkretesten. Was man im Vergleich mit den offensichtlichen Plattheiten aller anderen Parteien in etwa zugestehen kann.

Nichtsdestoweniger schimmert auch bei dieser Partei wie bei allen anderen die Anmaßung durch, die Adressaten – die Wähler – sind ohnehin nur Trottel, denen man mit derartigem Unsinn kommen kann, wie gesagt: mit „sinnfreiem Müll und Begriffen, die absolut nichts aussagen!“

Soll man dem abgewandelten „Sponti-Spruch“ folgen: Stell dir vor, es ist Europawahl und keiner geht hin?
Das möchte einem als eine Abmahnung oder Abstrafung für die politischen Rosstäuscher erscheinen. Bewirkt aber nichts.

Man wähle eine Partei, welche sich schon als ein nagender Stachel in den feisten Ärschen all der Etablierten erwiesen hat. Auch wenn die sich gleichfalls an dem „plakativen“ Nonsense beteiligt hat, wie mit „grün ärgern – blau wählen!“. Was aber nach dem 26. Mai doch eine nachvollziehbare Konsequenz sein könnte.

_______________________

 

Dieser Beitrag wurde unter "right is right", Aufruf, Bunte Republik, EUdSSR, Europa, Parteien, Politiker, Propaganda, Realsatire, Wahlen abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Wahlplakate zur Europawahl

  1. Alle in einen Sack und es trifft keinen Falschen.
    In Österreich schaut´s nicht besser aus. Wieso auch?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.