„Leitkultur“

Das missglückte Wort

Nach der Rückkehr des früheren Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz aus dem Schmollwinkel und seine Bewerbung um das Amt des CDU-Vorsitzendentaucht in nahezu allen Verlautbarungen der Linkspresse wieder das inzwischen stigmatisierte und stigmatisierende Wort von der „Leitkultur“ auf, das mit Merz in Verbindung gebracht wird.

Friedrich Merz hatte am 16. Oktober 2000 dieses „missglückte Wort“ als Programmvokabel zur Integrationspolitik der CDU in seiner Bundestagsrede verwendet. Er forderte, „Zuwanderer, die auf Dauer hier leben wollten, müssten sich einer gewachsenen, freiheitlichen deutschen Leitkultur anpassen“. Sogar Merkel interpretierte dies noch 2001 als „Bekenntnis zur Nation, zum Vaterland, zu weltoffenem Patriotismus, zu Toleranz und Zivilcourage“. 2007 verankerte die CDU gar den inzwischen nicht  unumstrittenen Begriff „Leitkultur“ in ihrem Grundsatzprogramm.
Der Kanzlerkandidat der SPD 2009, Frank-Walter Steinmeier lehnte die Vokabel ab und schlug damals vor, statt dessen von einer Nationalkultur (Man höre!) zu sprechen. Ein Wort, dass er heute wohl nicht mal mehr eingespeichelt in den Mund nehmen würde.

Das Linkskartell war und ist sich einig, dass dieser BegriffAssoziationen an die nationalsozialistische Ideologie und deren sozialdarwinistischer Überlegenheitsvorstellungen weckt.“
Also nicht nur ein “missglücktes Wort“, ein vergifteter Begriff, wie viele andere auch.

In der neuesten Ausgabe der katholischen „Tagespost“ beschäftigt sich der Politologe Werner J. Patzelt aus Dresden mit dem Begriff und fragt „Wer braucht eine Leitkultur?“
In dem Text, die gekürzte Fassung eines Vortrags, den er am 6. November an der Katholischen Akademie Dresden-Meißen gehalten hat, der sich  zunächst anläßt wie eine allfällige Auseinandersetzung mit der kulturbolschewistischen Grundstimmung in unserem Lande, fällt dann doch etwas zwiespältig aus.

Patzelt ist wegen seiner Beschäftigung in seinem politologischen Insitut mit Pegida und AfD, vulgo dem Rechtspopulismus in Deutschland, ins Visier der linken Presse geraten.
Vielleicht deshalb bewegt er sich in seinem Vortrag fast „wie auf Eiern“ um gewisse Begriffe herum. Erscheint am Anfang noch der Begriff „deutsche Kultur“ (in Anführungszeichen), findet man in seinem Text den Begriff „deutsch“ kein einziges Mal weiter.
Er spricht nicht von „Deutschen“ sondern verwendet ausschließlich das Merkel-Wort von den „schon länger hier Lebenden“. Leider hat man aber nicht den Eindruck einer „ironisierender Distanzierung“ durch den Text.
Im letzten Satz verwendet er – vermutlich eher aus stilistischen Gründen das einzige Mal die Bezeichnung „Deutsche“. In Hinblick auf integrierungswillige Migranten sagt er: „Helfen wir gerade ihnen als neue Deutsche gemeinsam mit den schon länger hier Lebenden eine gute Zukunft zu gestalten -…

Der Aufsatz ist dennoch anregend dahingehend, zu bestimmen, was „deutsche Leitkultur“ bedeuten möchte. Jenseits vom „hohen Lied auf die Mülltrennung, auf die Lehren aus unserer Geschichte und auf das Grundgesetz.“ Patzelt will dennoch den Begriff irgendwie umgehen und spricht von „Rahmenkultur“ (wie man das auch immer semantisch zugänglich machen mag). Aber in seiner Rede scheint viel Kluges, Wichtiges und Vernünftiges zu dem Begriff auf und ist zur Lektüre zu empfehlen:
https://wjpatzelt.de/2018/11/07/wer-braucht-eine-leitkultur/

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