Erdogan in Berlin

Staatsbesuch mit Jubel-Türken?

Am 28. und 29. September wird Erdogan in Berlin erwartet zu einem Staatsbesuch, Empfang mit militärischen Ehren und am Abend Staatsbankett.

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Da erinnere ich mich 51 Jahre zurück.
Am 2. Juni 1967 besuchte der Schah von Persien die Bundesrepublik, auch damals: Empfang mit militärischen Ehren und am Abend Opernbesuch und Staatsbankett. Der Schah war seinerzeit ein „Verbündeter“ des Westens, wie heute (?) der türkische Sultan Erdogan. Der Schahbesuch lieferte damals den linken Studenten, den späteren 68ern, eine Initialzündung für weitere, dann echt gewalttätige Proteste gegen die „Herrschenden“ und das „Establishment“.
Polizisten hatten die Demonstranten gegen den Schah eingekesselt, verprügelten sie, griffen Einzelne wahllos heraus, misshandelten sie und ließen das Gerücht von einem Polizistenmord aufkommen. Der Polizist Karl-Heinz Kurras (wie später herauskam, ein Stasi-Agent) erschoss den Demonstranten Benno Ohnesorg, während seine Kollegen diesen verprügelten.
In Erinnerung sind heute noch die Bilder der sog. Jubelperser, die – ohne dass sie die Polizei davon abhielt – mit Holzlatten auf Demonstranten einprügeln durften.

© Berliner Zeitung

Ich darf sagen, diese Bilder von damals haben auch bei mir etwas ausgelöst. Nicht, um mich zu radikalisieren und meine anerzogene Vernunft abzulegen. Aber doch, die damals staatlich verordneten Vorgehensweisen und mehr differenziert zu hinterfragen.

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Ich phantasiere nun mal Folgendes:
Deutsche Patrioten und Demokraten versammeln sich in Berlin, um gegen Erdogan zu protestieren.
Ein Szenario, wenn dieser Besuch nicht abgeblasen wird?
Ist das bei dem Gebaren und der Person von Erdogan nicht geboten?
Man denke: Der (linke) Senat von Berlin gibt im Einvernehmen mit der Merkel-Regierung Anweisung an die Polizeikräfte, einen Anti-Erdogan-Protest mit „gebotenen“ Mitteln zu unterdrücken. Mit Hilfe von Erdogan-treuen Prügel- und Jubel-Türken (die ja offensichtlich die Mehrheit der hier lebenden Türken ausmacht). Unter ihnen vielleicht gar Claudia Roth, Vizepräsidentin des Bundestags und ausgewiesene „Jubel-Türkin“.
Dann ist da noch mit den Kurden zu rechnen, die für anti-türkische Kurzweil sorgen könnten.
Zieht auch die Antifa für „antirassistische“ Zwecke ins Feld und darf ebenfalls ihr Gewaltpotential ausleben? 

Und wenn dann wieder jemand erschossen wird?

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Nein, diese Fiktionen helfen nicht. Wenn man sich auch erträumen möchte, der Erdogan-Besuch könnte wie einst der Schah-Besuch zur Initialzündung einer „2018er-Bewegung“ werden. Ein Beginn, um aufzuräumen mit dem, was uns so beschwert und hoffnungslos erscheinen lassen will.
Weg mit diesem Gedanken!

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Bleiben wir bei der Sache.

„Die deutsche Regierung lotet im Verhältnis zur Türkei die Grenzen der eigenen Demütigung aus“ schreibt Benedict Neff, Politischer Deutschland-Korrespondent der «Neuen Zürcher Zeitung» in einem Kommentar.

Der Umgang mit der Türkei und ihrem Despoten Erdogan offenbart deutlich die Charakterschwächen der deutschen Politik, genauer gesagt ihrer Politiker: vom Bundespräsidenten und der FDJ-Sekretärin an der Spitze bis hin zum Außenminister und den sog. Integrationsbeauftragten der Bundesregierung. 

(Von 2013 bis zum Frühjahr 2018 hatte ja eine besonders schlangenhafte Person dieses Amt inne und als Desintegrationsbeauftragte ausgefüllt: die türkische Deutsche oder deutsche Türkin – je nachdem – Aydan Özoguz).

Welche andere souveräne Nation hätte einem fremdländischen Despoten erlaubt, auf ihrem Grund und Boden Wahlkampf zu machen und das Gastland zu beleidigen. Aber Deutschland ist ja weder mehr eine Nation, noch souverän.
Man erinnere sich an den Auftritt von Erdogan in Köln 2008 als er Integration als  «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» bezeichnete. 

Mit wem man es zu tun hat, durfte nicht erst nach der „Niederschlagung“ des angeblichen Putsches 2016 deutlich geworden sein.
1998, als Erdogan Bürgermeister von Istanbul war, zitierte er aus einem religiösen Gedicht, das folgende Aussagen enthielt, die er sich dann auch zum Programm machte: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.“ und „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“. 
Dafür hat man Erdogan seinerzeit in der Türkei noch eingesperrt. Aber nach kurzem wieder aus dem Gefängnis entlassen, damit er seinen Aufstieg mit einer neuen, der von ihm gegründeten „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (AKP) beginnen konnte. Schrittweise wandelt er jetzt die ehemals „säkulare“ Türkei des Kemal Atatürk in eine islamische oder islamistische Despotie mit Großmachtansprüchen um.

Im März 2017 bezichtigte Erdogan Deutschland der «Nazi-Praktiken».
In diesem  Sommer benutzte Erdogan den Rücktritt Mesut Özils aus der Fussballnationalmannschaft dafür, Deutschland Rassismus vorzuwerfen und Özil feierte er als eine Art türkischen Märtyrer.

Merkel spielt in diesem schäbigen Spiel der Anbiederung an den neuen Ober-Osmanen eine besonders schäbige Rolle.
Erinnern wir uns, wie sie nach dem Schmähgedicht des Komikers Böhmermann Erdogan zur Seite sprang.
Als im Juni 2016 der Bundestag die Verbrechen der Türken an den Armenier als Völkermord einstufte, glänzte Frau Merkel durch Abwesenheit.
Zuvor hatte Merkel mit der Türkei den Flüchtlingsdeal eingefädelt: Die EU überweist Geld an die Türkei, die Türkei nimmt im Gegenzug Asylsuchende auf und hindert diese an der Überfahrt nach Europa.
Damit hat sich Merkel mitsamt der EU erpressbar gemacht.

Was hat den Bundespräsidenten Steinmeier, den „Prickel“ aus Brakelsiek bewogen, Erdogan zu einem Staatsbesuch einzuladen?
Fracksausen wegen 2 Millionen nicht integrierter Erdogan-Anhängern in Deutschland? Gemeinsame Verteidigung der Freiheit am Bosporus? Einhegen des Noch-Nato-Mitglieds? Wirtschaftliche Gründe? Anbiederung an die 3 – 4 Millionen sog. Deutsch-Türken oder Türken-Deutschen?

Wie meinte der NZZ-Korrespondent Neff dazu:

«Nenn mich Nazi, sei mein Gast.»

Das passt wie die Faust aufs Auge.

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