Auf den Hund gekommen

Der Pfalzgraf bei Rhein Hermann von Stahleck in Neustadt

Man stelle sich folgende Szene vor: Einer der ranghöchsten Potentaten im Deutschland der Barbarossazeit kommt barfuß daher und trägt mit steinernem Gesicht einen Hund auf dem Arm. Die Umstehenden lachen, schreien und spotten, die Marktweiber auf dem Fischmarkt kreischen und johlen.
Bei dem Potentaten handelt es sich um den Pfalzgrafen bei Rhein Hermann von Stahleck. Seine beachtliche Gestalt können wir heute noch auf seiner riesigen Grabplatte in der Mauer hinter dem Burgtor der Salzburg über Bad Neustadt an der Saale bewundern.


Auf welchen Umwegen hat es wohl diesen Herrn auf die Salzburg verschlagen? Einen Pfalzgrafen vermutet man doch eher am Rhein oder in Heidelberg, aber nicht in der Rhön. Auf den Hund gekommen ist er auch nicht hier, sondern vermutlich in Würzburg. Dennoch besteht ein enger Bezug zu der Neustädter Saale-Gegend.
Hermann von Stahleck war nämlich unter dem Eindruck des Erlebnisses mit dem Hund ein anderer Mensch geworden. Er wurde fromm und errichtete großzügig mildtätige Stiftungen. Einer solchen Stiftung, seiner wichtigsten, verdankt das bedeutende Zisterzienserkloster Bildhausen, nicht weit von Bad Neustadt entfernt, seine Gründung im Jahr 1156.
So fromm war Hermann von Stahleck nicht immer gewesen. Zuvor legte er sich – in Gemeinschaft mit zehn anderen Grafen und deren Lehensmannen – mit dem Erzbischof von Mainz an. Die Herrschaften eroberten und zerstörten Burgen, plünderten Kirchen, Klöster und Güter des Erzstifts. Das alles geschah nur deswegen, weil es der Erzbischof gewagt hatte, Güter und Rechte zurückzufordern, die ihm diese Vertreter des Adels widerrechtlich weggenommen hatten.
In früheren Zeiten hätte man solche Landfriedensbrecher geköpft, in späteren Zeiten gevierteilt. In der noblen Stauferzeit begnügte Kaiser Barbarossa sich mit der Strafe des Hundetragens.
Damit war Hermann von Stahleck auch tot, aber nur politisch und nicht physisch. So blieb ihm noch viel Zeit, Gutes zu tun und damit als edler Mensch in die Geschichte einzugehen.
Die Staufer hatten auch etwas von Hermann von Stahleck. Der Pfalzgraf starb nämlich ohne Erben und ermöglichte es damit Kaiser Barbarossa, die Pfalzgrafschaft bei Rhein dem Machtbereich der Staufer einzuverleiben. Barbarossa belieh einfach seinen eigenen Stiefbruder Konrad mit der Rheinpfalz.

J.H.

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