Kaiser Barbarossas besonderer Bezug zu Franken ist schon durch seine Heirat in Würzburg dokumentiert. Weniger bekannt ist die Schlüsselrolle einiger Männer aus Franken in Barbarossas Italienpolitik.
„Für die Deutschen war er ein großer Kaiser gewesen, für die Italiener ein erbarmungsloser Tyrann“. Mit diesem Satz bringt Indro Montanelli die italienische Auffassung über unseren kaiserlichen Volkshelden auf den Punkt. In Italien oder Frankreich steht Barbarossa nicht für ritterliche Tugenden sondern für den „furor teutonicus“, für tobende, maßlose Raserei, sinnlosen tumultuarischen Kampf und die wilde Freude am Blutvergießen. Barbarossas Jahrzehnte langer Krieg gegen die oberitalienischen Städte ist ein beredtes Zeugnis dafür.
Fränkischer Gewährsmann für diese Art von Italienpolitik war Marquardt von Grumbach, dessen Familie in Franken mit der Burg Rothenfels am Main verbunden ist. Als Podestà von Bergamo wurde Marcoaldo de Grumbac ein typischer „kleiner Barbarossa“ und damit zu einer Schreckensgestalt.
Nach dem Frieden mit den lombardischen Städten musste das Image Kaiser Barbarossas dringend aufpoliert werden. Seine besten Helfer waren dabei zwei Persönlichkeiten aus Franken, der Kanzler und Würzburger Bischof Gottfried von Helfenstein sowie der uns als Aschaffenburger Stiftspropst bekannte Protonotar Wortwin. Dank der diplomatischen Kunst der beiden gelang ein großer Wurf, wie ihn die Kriegskunst Barbarossas nicht erreicht hatte.
Die Staufer verschafften sich durch Heirat das normannische Erbe in Süditalien und Sizilien. Die Kröte musste Heinrich schlucken, der Sohn Barbarossas, indem er zu der erheblich älteren, bigotten und bockhässlichen Erbin des Normannenreichs ins Ehebett stieg.
Die völlige „restauratio imperii“ in ganz Italien, ja in Europa, war die Lieblingsidee des Kanzlers und Würzburger Bischofs Gottfried von Helfenstein. Das erforderte noch mehr Politur am Bild Barbarossas. Gelegenheit gab 1188 der perfekt organisierte „Hoftag Jesu Christi“ in Mainz, wo der Kaiser zusammen mit seinem zum Heerführer beförderten Chefideologen Gottfried von Helfenstein zum Dritten Kreuzzug aufbrach.
Das Ansehen Barbarossas wurde damit tatsächlich auf Hochglanz gebracht. Es nutzte den Hauptdarstellern aber nichts mehr. Beide erreichten das Ziel Jerusalem nicht. Barbarossa ertrank im Saleph. Bischof Gottfried folgte ihm in Antiochia ins Grab.
J.H