Kloster Ebrach

Fährt man von Würzburg nach Bamberg, natürlich weiter der B 22 durch den Steigerwald, kommt man auf halbem Weg – aber schon auf „Bambergischem Gebiet“, sprich Oberfranken – durch Ebrach. Rechts der Straße nimmt man unbedingt das ehemalige Zisterzienserkloster Ebrach wahr, wenn man in der Eile nicht nur auf den Asphalt und eben mal auf Straßenmarkierungen achtet.
Von der Bundesstraße aus erschließt sich einem nicht unbedingt ein besonders vielversprechender Blick auf die Klosteranlage. Der Blick kann für den Unkundigen auch dadurch beeinträchtigt sein, wenn er nur von dem Hinweis auf die „Jugendstrafanstalt Koster Ebrach“ Notiz genommen hat.
Tatsächlich verbirgt sich hier ein fränkisches Kleinod.
Kloster Ebrach war die zweite zisterziensische Gründung auf deutschem Boden, die erste rechtsrheinische. Dazu mehr an späterer Stelle.

Mit Hilfe der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ und deren Unterstützer wurde jetzt die gotische Rosette in der Westfassade der Klosterkirche erneuert.
Der Aspekt der Ebracher Klosterkirche – außen wie innen – hebt sich schon ab von der bekannten „asketischen“ Architektur und Ausgestaltung der bekannte Zisterzienserklöster.

Der Gesamtprospekt von außen mutet fast „italienisch“ an:
Die Rosette entspricht ebenso wenig dem sonst bekannten Zisterzienser-Stil:
Dazu ein Artikel aus MONUMENTUM, dem Magazin der Deutschen Denkmalstiftung von Christiane Schillig:

Jenseits der Askese

Ebracher Zisterziensermönche statteten ihre Kirche mit einer hochgotischen Fensterrose aus
Abgeschieden sollten die Klöster liegen, in einem waldreichen Tal oder an einem Bachlauf und mit viel Platz rundherum, damit sich der Wirtschaftsbetrieb ausdehnen konnte. Besucht man heute das ehemalige Kloster Ebrach im Landkreis Bamberg, ist von der Einsamkeit nicht viel übriggeblieben. Die Siedlungen sind bis an die mittelalterliche Anlage herangewachsen.
Aber immer noch strahlt die ab 1127 errichtete Klosterkirche zisterziensische Askese aus, ist imposant in der Komposition, die Chorpartie geprägt durch die Mehr-fachstufung von Kapellenkranz, Chorumgang und Hochchor.
Die Zisterzienser verwirklichten in Ebrach ihr strenges Anfangs-Credo vom geraden Chorabschluss. Das Blockhafte fällt noch heute ins Auge. Dazu gehörten eine Westfassade ohne Türme, monumentale Portale und ohne Bildschmuck. Die strengen Bauvorschriften des Ordens verwässerten im Laufe der Zeit: Der Gestaltungswille siegte über Zurückhaltung und Schlichtheit.
Die Ebracher Mönche gingen gar soweit – auch als Hommage an ihr Mutterkloster im französischen Mori-mond -, die Westfassade der Kirche im Stile der Pariser Rayonnant-Architektur mit einer Fensterrose auszustatten, deren Durchmesser 7,6 Meter beträgt. Die entgegen zisterziensischer Regeln mit Farbglas versehene Rose verleiht der einfachen Mönchskirche ein heiteres, unter Sonneneinstrahlung sogar glühendes Gesicht.
Als erstes rechtsrheinisches Zisterzienserkloster in Deutschland wurde Ebrach durch die Brüder Berno und Richwin, fränkische Edelfreie, gegründet-vier Jahre, nachdem 1123 das erste deutsche Kloster des Ordens überhaupt inmitten einer Sumpflandschaft auf dem Kamper Berg westlich von Duisburg eingerichtet worden war. Nach der Auflösung der Abtei
1803 wurde die Kloster- zur Pfarrkirche im Dorf Ebrach. Seit 1851 ist in den Gebäuden der Abtei eine Jugendstrafanstalt untergebracht.
Im Inneren der Kirche liegt die ursprüngliche zisterziensische Einfachheit tief unter dem Stuck des 18. Jahrhunderts verborgen. Zunächst 1720-28, dann 1778-91 wurde die ehemals klar gegliederte Basilika durch den Würzburger Hofkünstler Materno Bossi nach dem Geschmack ihrer Zeit umgestaltet. Dem Heiligen Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153), einem der bedeutendsten Mönche des Ordens und für dessen Ausbreitung über ganz Europa verantwortlich, hätte die Kirche mit ihrem überbordenden Charakter nicht gefallen. In seinen Regeln untersagte er das Anbringen von Skulpturen, Bildern und Schmuckformen 
„… weil man gerade auf solche Dinge seine Aufmerksamkeit lenkt und dadurch häufig der Nutzen einer guten Meditation beeinträchtigt und die Erziehung zu religiösem Ernst vernachlässigt wird“.
Da aber die kunstvollen Ergänzungen des 18. Jahrhunderts inzwischen genauso zur Geschichte der ehemaligen Klosterkirche gehören, steht sie als gewachsenes Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz. Ab 1998 half die Deutsche Stiftung Denkmalschutz – neben dem Freistaat Bayern, dem Bund, der Kommune, der katholischen Kirchenstiftung, der Erzdiözese Bamberg, der Bayerischen Landesstiftung, der Oberfrankenstiftung sowie weiteren Geldgebern -Altäre, Epitaphien, das Chorgestühl und die Prospekte der Chororgeln zu restaurieren.
Bei der hochgotischen Fensterrose mit dem feinen Maßwerk handelt es sich übrigens um eine Kopie. Das Original wurde 1886 wegen Baufälligkeit ersetzt und befindet sich seither im Bayerischen Nationalmuseum München.

© Monumentum, Deutsche Stiftung Denkmalschutz