Dr. Johann Zantfurt wird ermordet

Gründung und baldiger Untergang der ersten Würzburger Universität

Bildergebnis für Johann Zantfurt

Quelle: Universitätsarchiv

Mordbube meuchelt Rektor
Würzburg, 13. Dezember 1413
Der Rektor der Hohen Schule zu Würzburg,
Dr. Johann Zantfurt
wurde von seinem Diener und Famulus
im Würzburger Löwenhof
meuchlerisch ermordet….

So hätte wohl die Schlagzeile gelautet, wäre damals schon die Mainpost oder Volkszeitung in Würzburg zu lesen gewesen.
Von dieser Begebenheit wissen wir durch Lorenz Fries (* 24. Juni 1489 in Mergentheim; † 5. Dezember 1550 in Würzburg). Er war Würzburger fürstbischöflicher Rat und „Geheimschreiber“ und Fries gilt als der bedeutendste fränkische Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts. Seine Hauptwerke sind „Die Würzburger Bischofs-Chronik“ und „Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken.
Fries beschreibt die erste Gründung der Universität Würzburg im Jahre 1402 durch Bischof Johann von Egloffstein mit Genehmigung durch Papst Bonifaz IX., der auf dessen Bitte am 10. Dezember 1402 das Gründungsprivileg für die Errichtung einer „hohen Schule“ in Würzburg ausstellte.
Die Universität Würzburg wäre demnach eine der ältesten deutschen und europäischen 
Universitäten, die damals in der sog. zweiten Gründungswelle entstanden. Wenn nicht…
Zunächst zog die neue Universität dank berühmter Lehrer eine Vielzahl von Studenten an.
 Finanziert wurde die Schule durch Kollekten. Diese Abgaben hatten die Geistlichkeit von Stadt und umgebenden Land abzuführen. Die Beschaffung der Gelder auf diesem Wege scheiterte  und so war eine sichere Finanzierung bald nicht mehr möglich.
 Mit dem Tode ihres Gründers Johann von Egloffstein 1411 verlor die Hochschule dann ihren wichtigsten Förderer.
Zu den Schulden der Universität kamen innere Konflikte, dazu die Hussitenkriege, welche auch Würzburg schwer zusetzten. Das endgültige Aus ereilte die Hochschule, nachdem Rektor Johannes von Zantfurt 1413 von seinem Diener in seiner Wohnung im Großen Löwenhof ermordet wurde.

Von Johannes Trithemius, einem Abt des Schottenklosters im 16. Jahrhundert stammen folgende Verse, in dem er die Ursache für das Ende der ersten Würzburger Universität aus seiner Sicht umschreibt:
 „Balnea, census, amor, lis, alea, crapula, clamor, Impediunt multum Herbipoli studium“, was soviel bedeutet wie „Badespaß, Geld und Liebe, Würfelspiel, Suff und Geplärr, setzten gar bald ein Ende, Würzburgs hoher Schul“.
Da hätten wir gerne noch Genaueres erfahren, wie durch Badespaß, Liebe, Suff usw. eine Universität scheitert.
Den Bericht über die Ermordung des ersten Rektors erhalten wir ebenfalls von Lorenz Fries. Der Eintrag in seiner „Chronik der Bischöfe von Würzburg“ dazu lautet:

„…am andern tag nach Sant Andresen deß Apostels tag in der Statt Zu Wirtzburg Jn dem Hoff Zum Lewen bey den Predigern, von seinem selbst knecht, vnd mit seiner selbs were erstochen, vnd erbermlichen vmbbracht worden ist, die Jn disem buch betten, wöllen den herrn fur seiner Selen fride vnd ruhe Andechtiglich bitten, Diser Rector Johans Zantfurth, ist in der bemeltten Neuen Schule der erst Rector gewest, Nachdem aber das berurt einkhomen der Bischoflichen Collecten, vnd ErtzPriesterlichen gefelle, Zu erhalttung ainer solchen Schule,
vil Zu gering, vnd dann die Zwayung vnd vnruhe, Zwischen den Gaistlichen vnd Burgern khein ende nemen, sunder sich wol anfing, gegen Jnen den Studenten [2] auch Zu lenden, haben die gemeltten Maistere, Lerere vnd Studenten lenger nit pleiben wöllen, noch khönnen, Sunder sind bey deß nachuolgenden Bischoff Johansen von Brun Regirung, aus Wirtzburg hinweg vnd gein Erfurt gezogen,“

Über das Motiv des Meuchelmörders erfahren wir nichts. Ist der Famulus mit seinem Meister „über zwerch“ gekommen über „des Pudels Kern“ – wie der Famulus Wagner mit Faust? Ging es um „Badespaß, Geld und Liebe, Würfelspiel, Suff und Geplärr“?
Sicher sind die Finanzierungsprobleme, dazu auch Unruhe und Zwist zwischen den Geistlichen und den Bürgern der Stadt – was in Würzburgs Geschichte nicht selten vorkommt – Ursache für das Scheitern der ersten Universität in Würzburg gewesen.
Lehrer und Studenten verlassen diese erste und älteste fränkische Universität, um „gein Erfurt“ zu ziehen.
Es dauert dann 180 Jahre, bis Studenten, Magister und Lehrer nach Würzburg zurückkehren. 
An jedem 11. Mai kann nun die Universität die endgültig besiegelte Stiftung durch den Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn im Jahre 1582 feiern.
Ein Trost: Prag, Wien, Heidelberg, Köln und Erfurt waren dem fränkischen Würzburg voraus. Aber keine dieser Städte erscheint einem studierten oder nichtstudierten Franken notwendigerweise liebenswerter oder wertvoller, auch wenn man immer mal auf Meuchelgeschichten in Würzburg stößt.

G.E.
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Quellen und Links:
Hans Franke: Lügensteine, Klinik-Affe und Marcus-Syndrom, Echter-Verlag 1981
http://fries.franconica.uni-wuerzburg.de/login/index.php?link=einfuehrung.html&left=einfuehrung http://www.uniarchiv.uni-wuerzburg.deaus_der_universitaetsgeschichte/geschichte_und_geschichten/portraet_johann_i_von_egloffstein/

 

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