Fiebersenkung durch den Pfarrer

Eine Polemik

Ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand in meiner Stadt hat sich in einem Leserbrief in der Lokalpostille zur Problematik der globalen Erderwärmung geäußert. Den Namen dieses eigentlich nicht unsympathischen Zeitgenossen, der in regelmäßigen Abständen auch im Ruhestand in der Zeitung „predigen“ darf, unterschlage ich mal.

Der nachfolgende Text ist authentisch.

Fiebersenkung
Es war wohl notwendig, trotzdem haben wir es als Kinder gehasst: Fieber messen „rektal“. Wenn dann unsere Mutter das Quecksilberthermometer prüfend in die Höhe hielt und das Ergebnis verkündete, waren wir entweder beunruhigt oder erlöst, Denn es war ja klar: Der „Referenzwert“ musste bei ungefähr 37 Grad liegen; alles darüber war im besten Fall erhöhte Temperatur oder – wenn noch mehr – Fieber und damit bedrohlich. Man stelle sich einen Menschen vor, der ständig mit Fieber herumläuft, sagen wir mal ungefähr 38,5 Grad. Das sind 1,2 -1,5 Grad zuviel gegen über dem, was ein Mensch aushält. In Jahrzehntausenden hat sich das eingespielt. Wir würden viel tun, um diesem Menschen zur Fiebersenkung und zur Genesung zu verhelfen. Es ist aber genau der Wert, um den die Erde sich seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen erwärmt hat. Leider gehen wir mit diesem Erdfieber viel sorgloser um, als wir es einem Menschen gegenüber täten. Wenn in diesen verrückten Corona-Zeiten viele Menschen sich ihr „altes Leben“ zurückwünschen, dann habe ich dafür Verständnis, ich wünsche mir ja selber vieles zurück. Es muss aber alles darauf ausgerichtet sein, eine Fiebersenkung unserer Erde herbeizuführen. Ich mag die Sprüche nicht mehr hören, die unter dem Deckmantel von Kompromissen doch nur versuchen, die Heilung des „Erdfiebers“ hinten anzustellen zugunsten von kurzfristigen Eigeninteressen. Es muss alles, wirklich alles, darauf ausgerichtet sein, dass das „Fieber“ sinkt. Wie viel an Arten, Wäldern und Menschen müssen sterben, bis wir bereit sind, für die Genesung der Erde auch harte Einschnitte in Kauf zu nehmen? Dass wir es prinzipiell können, beweist die Effizienz der aktuellen Corona-Maßnahmen und ihre breite Akzeptanz.

Dieser mein Bekannter aus der hiesigen Protestanten-Kommunität hat, seit er nicht mehr „voce molto“ von der Kanzel predigen darf, ein offensichtliches Zeitgeist- Verdauungsproblem und lebt wohl auch noch in einem Fieberwahn.
Glaubt er tatsächlich, gegen physikalische Gegebenheiten und Gesetze predigen oder aufrufen zu können? Ob ihn göttliche Einsicht oder ob der Heilige Geist ihn dabei leitet, ist bei einem Ketzer aus Profession – „Reformierter Pfarrer“ – ohnehin zweifelhaft. Ein katholisch, jesuitisch geschulter Kleriker würde ihm sein Traktat gewiss auf theologischer Ebene um die Ohren hauen können. Das bin ich nicht, kann auch nicht derart argumentieren, sondern nur auf dem gesunden Menschenverstand bestehen.
Wäre ich ein Freudscher Psychoanalytiker, würde ich sogleich über das Wort „rektal“ im Zusammenhang mit Fiebermessung stolpern. Ich erinnere mich nur, dass mir als Kind das kalte, unangenehm empfundene Fieberthermometer immer unter die Achsel gesteckt wurde. Bei meinem kleinen Bruder erlebte ich, wie ihm als Säugling aus pragmatischen Gründen das Thermometer ins untere Loch gesteckt wurde. Sei´s drum, es geht auch nicht um medizinische Gepflogenheiten. Aber auch nicht um mögliche tiefenpsychologische Abgründe eines Leserbriefschreibers.
„1,2 -1,5 Grad zuviel gegen über dem, was ein Mensch aushält. In Jahrzehntausenden hat sich das eingespielt.“
Was hat sich eingespielt? Vielleicht nur, was der Mensch maximal ertragen möchte, aber nicht das, was sich in der Natur abspielt. Da spielt sich nichts ein, wie man es vielleicht herbeipredigen möchte. Aber sogar der Mensch hat fast unerträgliche Eiszeiten und anscheinend recht angenehme Warmzeiten – ohne eigenes Zutun – ertragen müssen und dürfen. In der vorletzten und in der letzten „kleinen Eiszeit“ war keiner da, der „zur Fiebersenkung und zur Genesung () verhelfen konnte“.
Ja, im schlimmen 14. Jahrhundert mit exorbitanten Pest- und Klimakatastrophen haben dies die tumben Pfaffen dem tumben Volk gegenüber dazu benutzt, apokalyptischen Horror zu verbreiten und mit drohenden Sündenstrafen die Menschen zu kujonieren.
Und genau das macht dieser „aufgeklärte“ Pfaffe heute.
„Es muss alles, wirklich alles, darauf ausgerichtet sein, dass das „Fieber“ sinkt. …
Für die „Genesung der Erde auch harte Einschnitte in Kauf () nehmen?“
Harte Einschnitte? So kann nur einer in satter, von üppiger Staatspension alimentierter Moralist schwadronieren, weil ihn die „harten Einschnitte“ gewiss nicht treffen – oder getroffen haben.
„Die Effizienz der aktuellen Corona-Maßnahmen und ihre breite Akzeptanz“ beweise das Vermögen des Menschen.
Da redet einer tatsächlich der Diktatur das Wort, was ihn in seiner Selbstvergewisserung anscheinend gar nicht mehr berührt.

Wie ekelt es mich vor solchen Klerikern – ob „reformiert“, lutherisch – oder vielleicht auch katholisch. Warum halten sie nicht ihre Klappe und genießen ganz bescheiden den Ruhestand, in den man sie geschickt hat.

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Eine Antwort zu Fiebersenkung durch den Pfarrer

  1. KW sagt:

    ndem sich die Pfarrer, Bischöfe und Päpste in die Politik einmischen und die Seelen der Gläubigen mit religiös verpackten Botschaften – oft in religiösem Gewand von Altar oder Kanzel aus – in die gewünschte politische Richtung lenken, missbrauchen sie schamlos die Autorität ihres kirchlichen Amtes für weltliche, politische Zwecke.

    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2021/01/07/die-kirchen-feldprediger-im-corona-krieg-des-staates/

    Keiner in der Öffentlichkeit prangert den grenzenlosen Globalismus mit dem ausgeuferten Waren- und Personentransport an. Regionale Wirtschaft gibt es nicht mehr. Fast jedes Kleidungsstück kommt aus Asien. Auf unseren Straßen läuft buntes Volk. DAS anzuprangern wäre die Aufgabe der Kirche, aber sie selbst handelt seit ihrem Bestehen global. Wir Europäer sind nur noch als Konsumenten und Geldgeber fürs Nichtstun gefragt. Ich freue mich auf das Platzen der Finanzblase. Erst das wird eine Neuorientierung einleiten. Wir haben schon nicht mehr die Auswahl, regionale Produkte zu bevorzugen, weil es sie nicht mehr gibt und weil die dumme Masse billig einkaufen will. Ich bin glücklich darüber, daß durch die Grippe die sinnlose Reiserei aufgehört hat. Und wie immer: Darüber findet keine Diskussion statt.

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