Blasphemisches

Drei (un)christliche Gebete in Coronazeiten

Ich weiß, dass ich mich damit versündige. Aber meine Neigung zu frevlerischen Umdichtungen von Texten jedweder Art hat mich nun zu den drei Hochgebeten unseres christlichen (katholischen) Glaubens geführt.
Der Herr im Himmel möge mir verzeihen, dass ich ausgerechnet sein Gebet als Erstes verschandele.

Mutti unser in Berlin,
hochgeehrt werde dein Name.
Denn Dein Reich ist uns gekommen.
Dein Wille geschieht,
wie in Berlin so auch in Thüringen.
Unsere tägliche Hiobsbotschaft gib uns heute.
Und vergib uns unsere Zweifel,
wie auch wir doch vergeben sollten den Zweiflern.
Denn Du führst uns nicht in Versuchung,
sondern erlöst uns von Corona.
Denn Dein ist der Drosten, der Spahn
und die Macht, und wie‘s aussieht: in Ewigkeit.
Amen.

Im Katholischen folgt dem „Vater-unser“ in der Regel das „Gegrüßet seist Du“, was den Evangolen und Reformierten fremd wurde. Aber vielen – z.B. einem Bedford-Strohm oder einer Käßmännin – könnte sich das nicht nur zum stillen Nachtgebet eignen:

Gegrüßet seist du, Angela, voll der Weisheit, der Wähler ist mit Dir. Du bist gepriesen unter den Emanzen, und gepriesen sei der Ausbund deiner Mühen, Ursula.
Unübertroffene Mutti der Wiedergutmacher, beehre uns weiter, nicht nur in der Stunde des Lockdowns. Amen

Früher betete ich das katholisch(apostolisch)e Glaubensbekenntnis, das durch das „christliche“ ersetzt wurde. Das ist sehr umfangreich.
Die Shahada, das muslimische Bekenntnis ist vergleichsweise kurz und beschränkt sich auf einen Satz: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“ was man ganz einfach umformulieren kann: „Es gibt keinen Gott außer der Regierung und Merkel ist ihr Prophet.“
Das folgende, modifizierte (christliche) Glaubensbekenntnis, könnte vielleicht gar die Zustimmung der Evangolen-Bischöfe wie auch der katholischen Hohepriester Bätzig, Marx und Schick bekommen:

Ich glaube an Angela,
die Mutti, die Allmächtige,
die Schöpferin des besten Deutschlands, dass es je gab – und der Energiewende.

Und an Christian Drosten,
ihren Sohn im Geiste, unsern Gebieter der Viren,
empfangen durch ehrwürdige Wissenschaft,
geboren aus der Charite´,
gelitten unter Schweinegrippe und fehlender Doktorschrift,
aber weder gekreuzigt, gestorben noch begraben,
nicht wirklich hinabgestiegen in das Reich der Verunsicherten,
bei der „zweiten Welle“ denn wieder erstanden
und erneut aufgestiegen in den Himmelsdom der Bundespressekonferenz.
Dort sitzt er zur Rechten Angelas,
der allmächtigen Mutti;
Und dort wird er wohl bleiben,
zu richten die Leugner von Corona: künftige und bereits tote.

Ich glaube an Jens Spahn,
an das großartige deutsche Gesundheitswesen,
die Gemeinschaft der Experten,
an die Heilung von Corona durch Impfung,
wenn schon nicht an die Auferstehung der Toten,
so doch an das ewige Leben, versprochen durch Medizin und Wissenschaft.
Amen.

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3 Antworten zu Blasphemisches

  1. Elisa sagt:

    🙂 🙂

    lieber altmod,

    auch ich habe mich nach anfänglichem zögern getraut, beherzt die ganze serie herunterzubeten. ich gebe zu: ich riskierte damit nicht soviel wie sie, da schon längst bei den katholen ausgetreten und mich anderweitig orientiert. aber siehe da, jauchzet und frohlocket! noch ehe ich mich versah ward mir/uns hilfe zuteil:

    https://twitter.com/DerWahreErich/status/1351133910240002051

    und was beten wir morgen?

  2. Gerhard Bauer sagt:

    Die Gläubigen von heute, beten keine Gebete, sie beten nach, was die öffentlich-rechtlichen Sender, die Mainstreammedien und deren Gefolge vorgeben. Je nach Bildungsgrad mehr oder weniger akademisch verbrämt.
    Ketzer werden erbarmungslos gejagt und an den Pranger gestellt.
    Die Angst vor dem Weltuntergang treibt sie um.
    Viel hat sich da nicht geändert. Die Leute ändern sich halt nicht, vom Fell zum Laptop und doch bleibt alles irgendwie so wie es war. Nur Äußerlichkeiten ändern sich.

  3. Elisa sagt:

    „… Die Gläubigen von heute, beten keine Gebete, sie beten nach, was die öffentlich-rechtlichen Sender, die Mainstreammedien und deren Gefolge vorgeben. …

    so sehe ich das auch, lieber herr bauer. aber wen wundert es, wenn die geistlichen „vorbeter“, ins gleiche horn stoßen wie die von ihnen genannten sender, mainstreammedien …? ich bin inzwischen überzeugt, dass ein nicht unerheblicher teil dieser schwarzgewandeten himmelsbeamten auch nur seinen vorteil im gleichschritt mit dem zeitgeist sieht und dem sein kerngeschäft, die verkündigung der frohen botschaft (daraus folgt: seelsorge) nachordnet. so traurig das ist, es ist menschlich. vielleicht erwartet man aber auch von diesen personen wider besseres wissen zuviel. sie schreiben es ja auch: „die leute ändern sich halt nicht.“

    trotzdem wollen wir die hoffnung nicht ganz aufgeben.

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