Corona und die „Masters of Disaster“

am Beispiel der Psychologie

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ist angeblich eine Mehrzahl der Deutschen gegen eine Lockerung oder Abschaffung der von Bund und Ländern beschlossenen Einschränkungen.
Das steht aber genau im Widerspruch zu Erkenntnissen, welche z.B. „The Weekly Relotius“ – genannt „Der Spiegel“ – kundtut. Dort durchschaut man „einen gefährlichen Stimmungsumschwung in der deutschen Bevölkerung“. Die Deutschen seien nach anfänglich überwältigender Akzeptanz jetzt der Einschränkungen überdrüssig, die Mobilität nehme wieder zu.
Psychologen der Universität Erfurt hätten das in einer großangelegten Studie ermittelt.
Sieht man sich diese sog. Cosmo-Analyse an, bekommt man zunächst den Eindruck, die Verhackstücker des menschlichen Innenlebens hätten bisher wenig zu tun gehabt und laufen jetzt zur Höchstform auf. Zumindest was die Quantität der in graphische Darstellungen gepressten Erkenntnisse angeht. Schaut man sich das monströse „empirische“ Werk genauer an, kann man einmal mehr feststellen: Der Berg kreiste und gebar ein Mäuslein.
Aber man hat wenigstens ein neues Krankheits- oder Schadensbild parat: „Disaster Fatigue“. Man bezeichnet damit „eine „Ermattung“ angesichts allzu vieler schlechter Nachrichten; das Gefühl von Verdruss, das uns gegen ein Übermaß von Katastrophenmeldungen rebellieren lässt“.
(Disaster Fatigue ist aber keine Erfindung der Erfurter Gemütsgruschler, sondern ist wohl auf Mary McNaughton-Cassill, Professorin für Psychologie an der Universität von Texas in San Antonio zurückzuführen.)
Sei´s drum, ich bin kein akademisch ausgebildeter Psychologe (Dipl.Psych.!), der aus jedem mentalen Furz von Menschen eine Krankheit zusammenschustern darf.

Als Klinikleiter hatte ich einmal einen Psychologen einzustellen. Im Vorstellungsgespräch äußerte der Mann mir gegenüber: „Erst mit der Psychologie ist die Humanität in die Medizin eingekehrt!“ Es gab selten einen Bewerber, der mit der gleichen Geschwindigkeit aus meinem Büro flog, wie dieser Experte der Humanitas. Was ihn gewiss in seiner Sicht auf die Grausamkeit in der Medizin bestärkte.

Die Psychologie zählt in den Zeiten, da „Gender-Wissenschaften“ an deutschen Forschungsstätten eine Pluralität eingenommen haben, vielfach auch zu den Disziplinen, „in denen man mit Bacheler, Master und Doktor in Dummheit abschließen kann“. (Hadmut Danisch)
Ich zitiere den von mir geschätzten Hadmut gerne, hat er doch in einem Fazit festgestellt:

Und jetzt so plötzlich brauchen wir auf einmal die Biologen und Mediziner wieder. Eben noch waren sie die Teufel, die sich „Geschlecht” ausgedacht hätten, herrschte doch der Glaube, dass wir alle neutral und gleich geboren werden, Biologie gar nichts bedeute, und das dann alles nur Soziologische Erscheinungen sind. Der Dummentank Geistes- und Sozialwissenschaftler hatte sich immer tiefer in das Schimpfwort „Biologismen” gesoffen.
Und?
Habt ihr noch einen von diesen staatlich verbeamteten Berufsidioten gehört, der Corona-Viren als „Biologismen” abtäte?
Auf einmal sind Biologie und Medizin wieder wer.
Auf einmal wissen wir, dass Krankenschwestern, Verkäuferinnen und Friseurinnen, LKW-Fahrer, Klopapierhersteller und die Feuerwehr wichtig sind, während Gleichstellungsbeauftragte, Gender-Experten und Kulturwissenschaftler einen Wert unter Null haben. Sie haben keinen Wert, aber kaufen uns Nudeln und Klopapier weg.
Keiner braucht sie.
Ist das nicht wunderbar?

Wenn die aus akademischen Institutionen kommende Psychologie eine streng empirische Wissenschaft ist, die sich auch naturwissenschaftlicher Methoden bedient, ist gewiss nichts dagegen einzuwenden. Deren Befunde haben sich wie andere Wisssenschaften dem Gebot der Falsifizierbarkeit (Karl Popper) auszusetzen.
Die Erforschung oder Ableitung von Krankheitsbildern sollte aber der wissenschaftlichen Medizin resp. der wissenschaftlichen Nervenheilkunde überlassen bleiben. Psychoanalytische Spekulationen und Alltagspsychologie gehören publizistisch in das Reich des Feuilletons. Wenn die Psychologie als „Geisteswissenschaft“ eine „normative Kraft des Phraseologischen“ generieren möchte, dann ist sie bei Spiegel, Zeit und Co. gut aufgehoben. Hilfreich ist sie uns dann ganz bestimmt nicht.

„Disaster Fatigue“! Wie würde mein Nachbar Willi sagen: „Jetzt reicht´s uns aber!“

Ich bin kein Verächter der Psychologie als akademisches Fach, wie man mir nach diesem Beitrag vielleicht unterstellen möchte. Ich bin nur gegen unangemessene Wichtigtuerei über eigentlich marginale Sachgebiete (nicht „Fachgebiete“). Wichtigtuerei, welche derzeit unübersehbar Hochkonjunktur hat.
Ich leide nicht an einer „Ermattung“, sondern wünsche mir einfach, man sollte einfach öfter mal die Schnauze halten.
Das könnte aber auch für mich gelten!
Ich werde mich aber nicht daran halten. Sonst gerate ich tatsächlich in diese „Disaster Fatigue“ und sehe mich dieser gern strapazierten psychologischen Frage oder Phrase ausgesetzt: „was macht das mit mir?“.
Ich will aber auch anderen zurufen: Hallo, David Berger (PP), Peter Helmes (Conservo), Henryk Broder (Achgut), Alexander Wendt (publico), Roland Tichy (Tichys Einblick), Hadmut Danisch etc. – Weitermachen!

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