Vom Staat gewünschte Militärseelsorge

Und die Frage nach Militär-Imame

 

 

Auf der jüngsten Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestags hat unsere Minister-Darstellerin Ursula von der Leyen von der einstmals allerchristlichsten Partei Deutschlands vorgetragen, dass bald Imame im Auftrag der Bundeswehr moslemische Soldaten seelsorgerisch betreuen sollen. Man betonte aber auch, dass zunächst das Thema im Vordergrund stand, daß es nach fast einhundert Jahren Unterbrechung auch wieder Militärrabbiner in Deutschland geben soll.
War kürzlich u.a. in der Jungen Freiheit zu lesen.

Schon 2015 hatte Von der Leyen in einem dpa-Interwiew angekündigt, die Einstellung von Militär-Imamen für die seelsorgerische Betreuung muslimischer Soldaten zu prüfen. Damals sprach man noch von etwa 1700 Muslimen in der Bundeswehr, heute habe man schon etwa 3000 muslimische Soldaten, erklärte das Verteidigungsministerium zuletzt. Die Zahl jüdischer Soldaten beträgt dagegen nur etwa 300 (was mir einleuchtend ist).

Die Zentrale Dienstvorschrift (ZDv)  A-2600/1 der Bundeswehr: 

„Die Militärseelsorge in der Bundeswehr ist der vom Staat gewünschte und unterstützte und von den Kirchen geleistete Beitrag zur Sicherung der freien religiösen Betätigung und der seelsorgerlichen Begleitung der Soldatinnen und Soldaten. Als Teil der kirchlichen Arbeit wird sie im Auftrag und unter Aufsicht der Kirchen geleistet. Sie ist damit Kirche unter den Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien, Partnerschaften und Angehörigen. Sie ist ein eigenständiger Organisationsbereich der Bundeswehr.“

 

Multikulturelle und multireligiöse Identität der Bundeswehr

In einer Kurzinformation des „Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags kann man jetzt lesen:

Die Bundeswehr hat im Zuge der Globalisierung und der stärkeren Vernetzung mit andern Streitkräften eine zunehmend „multikulturelle und damit auch multireligiöse“  Identität angenommen. Im Umgang mit den muslimischen und jüdischen Soldaten werden besondere Anforderungen an zum Beispiel die Verpflegung oder die Urlaubsvergabe an religiösen Feiertagen beachtet.  

Die Forderung nach Militär-Imamen in der BW brachte vor etwa 8 Jahren der deutsche Ober-Muselmanen Aiman Mazyek ins Spiel; einer, dem man sich in der Multikulti-BRD gerne gefällig erweisen will. Erst nachfolgend wurde von Regierungsseite die vorgebliche Notwendigkeit von Militär-Rabbinern nachgeschoben. Wohl denn, denn es gibt ja im Blick auf das Judentum eine  „Staatsräson“, die gelegentlich noch von der Bundeskanzlerin strapaziert wird.

Zu den Rest-Christen in der Armee: Unter den nicht ganz 200 000 Soldaten der BW gibt es etwa 50 000 Protestanten und 45 000 Katholiken.

Die Frage ist berechtigt: Wer ist denn für die Seelsorge der „Gottlosen“ zuständig, die inzwischen mehr als die Hälfte des Personals ausmachen? Vielleicht nur der Sanitätsdienst bzw. der „Psychologische Dienst der Bundeswehr“?*

Ich will zu dem gesamten Themenkomplex mal etwas weiter ausholen.

Krieg und Militärseelsorge

In unserem – durchaus noch nicht links-indoktriniertem – Geschichtsunterricht in den 60er Jahren zum Thema 1. Weltkrieg, hat uns junge Leute besonders auch diese Schizophrenie der „Waffensegnungen“ auf Seiten aller Kriegsparteien abgestoßen.
Die Begeisterung für den Krieg hatte 1914 in allen beteiligten Ländern auch die Kirchen, ihre Bischöfe und Theologen ergriffen und über die Konfessionen hinweg erfasst. Alle sahen – bis auf wenige Ausnahmen – den Kampf als gottgewollte Verteidigung von Heimat, Nation und Volk an. In den Predigten gaben die „Seelsorger“ den Regierungen und Oberbefehlshabern dazu auch einen religiösen und ideologischen Überbau für ihren Krieg. Militärgeistliche stärkten den Kampfeswillen an der Front und in der Heimat versuchten die Pfarrer oder Popen, die Seelenlage der Bevölkerung zu stabilisieren. Jede Seite reklamierte für sich den religiös gerechtfertigten „gerechten Krieg“.
Aus dem 2. Weltkrieg ist Vergleichbares nicht bekannt. Es gab zwar auch Militärgeistliche, die denn eher am Massengrab, beim letzten „Zapfenstreich“ für die Soldaten auftraten. Kriegspropaganda wie 1914 betrieb die katholische Kirche schon gar nicht, allenfalls die evangelischen Nazis der „Deutschen Christen“ stützten in dieser Frage das Regime.


Bundeswehr und Seelsorge

Mit der Wiederbewaffnung Deutschlands durch die Bundeswehr ab 1955 wurden Begriff und Institution der „Militärseelsorge“ wieder aktuell. Mit der Sowjetunion und ihren Vasallen im Warschauer Pakt hatte man sowohl ein neues Feindbild und Gefahrenszenario. Für den jetzt kreierten „Staatsbürger in Uniform“ hielt man sich aber zurück mit einem religiösem Überbau im Zusammenhang mit der jetzigen Verteidigungsdoktrin..
Bis 1999 gab es keine Opfer in der neuen deutschen Wehr bedingt durch kriegerische Handlungen. Aber etwa 3000 Soldaten haben bis dahin im Dienst in der BW ihr Leben verloren: mehrheitlich durch Unfälle oder auch natürliche Todesursachen.
Dazu kommen aber etwa 3500 Soldaten, die während ihrer Militärzeit Selbstmord begingen.
Ich war bei meinem Dienst als Truppenarzt in den 70er Jahren mit einigen tragischen Selbstmordfällen in einem Ausbildungsregiment der Luftwaffe befasst. Das war ein Thema gerade auch für die Militärseelsorge seinerzeit: Soldaten, die nicht im Krieg, sondern von eigener Hand sterben. Offiziell klammerte man das Thema gerne aus und wollte von solchen Toten nicht sprechen. Eine Initiative von uns (wehrpflichtigen) Truppenärzten damals, mit Hilfe eines von uns eingeladenen renommierten Professors für forensische Psychiatrie, der Sache sich objektiv, wissenschaftlich – und auch praktisch – zu nähern, wurde nur vom katholischen Standortgeistlichen und den betroffenen Truppenoffizieren unterstützt. Die verantwortlichen (Stabs-) Offiziere des Regiments und gar der für uns zuständige Generalarzt versuchten, das Projekt und das Symposium zu torpedieren. Die Beschäftigung mit dem Thema erachtete der Regimentskommandeur als „Wehrzersetzung“.


Gefallene in Auslandseinsätzen der Bundeswehr

Mit dem Kosovo-Krieg wurde die Bundeswehr erstmals von einer demokratisch gewählten deutschen Regierung in einen Krieg gehetzt, was aber die damalige rot-grüne Bundesregierung und die heuchlerische Moralpresse nicht als solchen benennen wollte,  und den der damalige Außenminister Joschka Fischer mit folgenden Worten für sich legitimierte :
„Ich stehe auf zwei Grundsätzen, nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus. Beides gehört bei mir zusammen“.

Etwa 110 Soldaten der BW sind seither bei den diversen Auslandseinsätzen ums Leben gekommen, insgesamt 22 Angehörige der Bundeswehr nahmen sich in Auslandseinsätzen das Leben.
In Afghanistan sind bisher 58 deutsche Soldaten zu Tode gekommen: 35 durch Fremdeinwirkung gefallen, 23 durch sonstige Umstände gestorben.
Denn laut SPD-Verteidigungsminister Peter Struck werde „Die Freiheit wird am Hindukusch verteidigt“.
132 Tote – und ein Sechstel durch Suizid verstorben. Da scheint es immer noch ein spezifisches „seelsorgerisches“ Problem auch der neuen Wehr zu geben, wenngleich die Quote der siebziger Jahre bei weitem nicht erreicht wird. 

Auf der offiziellen Seite der Bundeswehr heißt es zu unserem Thema:

Das neue Aufgabenspektrum der Streitkräfte, insbesondere die Auslandseinsätze, hat spürbare Auswirkungen auf die Lebenssituation der Soldaten und deren Familien. Die Militärseelsorge bietet ihre Dienste an, egal ob an Land oder auf See, in Deutschland, an ausländischen Standorten und in Auslandseinsätzen.

Die drängendsten seelischen Probleme hat die Militärseelsorge offensichtlich nicht zu verhindern oder zu lösen gekonnt – und wird es nicht können.
Aus diesen und gerade auch aus historischen Gründen ist es verständlich, dass es inzwischen eine „ökumenische Initiative“ zur Abschaffung der Militärseelsorge gibt.

 

Militärseelsorge abschaffen!

Die Argumente lauten u.a.:

  • Die Militärseelsorge sei ein Überrest aus der Zeit, als Thron und Altar, weltliche und geistliche Macht noch gemeinsame Sache gemacht haben. 
  • Eine „Religion des Friedens“ mache sich unglaubwürdig, wenn sie Kriegspfarrer (Militärpfarrer) entsendet.
  • Die Kirche habe nicht nur die Aufgabe, zu trösten (Seelsorge), zu helfen (Diakonie) und andere Aufgaben, sondern die Kirche habe auch den Auftrag, Unrecht beim Namen zu nennen und – in Wort und Tat – zu widersprechen (prophetischer Auftrag).
  • Die Militärseelsorge sei zu sehr mit dem Militär verflochten. Deshalb könne sie das prophetische Amt gegenüber dem Militär nicht wahrnehmen. Das Wächteramt der Kirche komme zu kurz.
  • Christus habe gesagt: „Selig sind, die (auf gewaltfreie Weise) Frieden stiften.“

Mehr Informationen dazu hier.

Die Begründungen haben etwas für sich; auch für mich, jemanden, den man gewiss nicht als agitierenden Pazifisten „verorten“ kann.


Verteidigung westlicher Werte mit islamischen Fundamentalisten?

Bei den Erwägungen aus dem Amt unserer Gefährdungs-Ministerin kommt nun eine neue, entscheidende Frage ins Spiel.
Was können Imame, die Verkünder einer aggressiven Religion, ausgewiesene Feinde unserer Kultur und Lebensform, in der Bundeswehr bewirken?
Die ja, wie es vollmundig heißt, zur Verteidigung unserer (westlichen) Werte und Freiheiten eingesetzt werden soll.
Nicht jeder Imam mag ein bellizistischer Hassprediger wider die „Ungläubigen“ und den „großen Teufel“ USA und dem Westen sein.
Aber nahezu alle Imame sind weniger in einer religiösen, denn in einer politischen Mission unterwegs; gemäß ihren Auftraggebern in der Türkei, Saudi-Arabien oder den Golfstaaten. 

Ich behaupte dazu auch, diese 3000 Muslime in der Bundeswehr werden gewiss keine Hemmung haben, ihre Waffen auch gegen Ihresgleichen einzusetzen. Was ja durch die Aktivitäten von Muslimen weltweit belegt werden kann. Und es muss nicht nur um die Gegensätzlichkeit von Sunniten gegen Schiiten gehen. Ist das vielleicht gar gewollt?
Aber das haben ja auch die Christen in der Vergangenheit bewiesen, dass man Seinesgleichen metzeln darf. Siehe 1. Weltkrieg und mehr noch die vor 500 Jahren begonnenen Religionskriege oder -Konflikte in Deutschland, Frankreich oder England.
Das Christentum war in historischer Realität genausowenig eine Religion des Friedens, wie es der Islam nie war und ist.
Aber daran haben wir uns gewöhnt (wie auch, dass die CDU keine christliche Partei mehr ist) und man meint immer noch, es brauche Militär-Seelsorge mit religiösem Hintergrund.


Militärseelsorge als Idee einer verantwortungslos gewordenen politischen Führungsclique

Ich bin gläubiger Christ, römisch-katholisch, aber ich frage mich, ob es Militär-Geistliche – katholisch, evangelisch, anglikanisch, orthodox, muslimisch, jüdisch oder gar auch hinduistisch – wirklich braucht.
Genauso wie die Kirchensteuer als Relikt der Verknüpfungen von „Thron und Altar“.

Und ich bin besonders davon überzeugt, dass die Amtseinsetzung von muslimischen und/oder auch jüdischen „Geistlichen“ zusätzlich zu den etablierten christlichen „Seelsorgern“ nichts zur Lösung integraler Probleme der Bundeswehr beitragen kann, um die sich angeblich die Militärseelsorge kümmern soll.
Mit muslimischen Imamen kommt es eher  zum Entstehen neuer Kalamitäten in dieser unserer wahrlich auf den Hund gekommenen „Streitmacht“.
Wie sollen muslimische Imame, denen der Antijudaismus quasi genetisch eingepflanzt scheint, mit jüdischen Rabbinern in eine gleichlautende Auftragsfront gestellt werden?
Ich kann mir das nicht vorstellen.
Und ich meine, diese „multikulturelle“ und „multireligiöse“ Attitüde einer verantwortungslos gewordenen politischen Führungsclique wird die Akzeptanz der Bundeswehr in der Bevölkerung in keiner Weise aufbessern, sondern das Gegenteil bewirken. 

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* Der Soziologe Helmut Schoeck stellte schon vor etwa 40 Jahren das aufgekommene, neuzeitliche Dogma „Jedes Problem braucht einen Psychiater“ in Frage. Das nutzte nichts, die Psychologenflut überschwemmte unsere Gesellschaft und alle gefährdeten und und nicht-gefährdeten Bereiche. Hat man sich nicht daran gewöhnt, dass es in den Nachrichten zu einer Flutkatastrophe, bei einem Massenunfall oder nach einem Flugzeugabsturz bereits im zweiten Satz heißt: „Psychologen und Krisenexperten sind bereits vor Ort und kümmern sich um Opfer und Angehörige“.

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