Bullshit

Wie Journalismus in sein Objekt mutiert – am Beispiel von Alan Posener

Auf Philosophia Perennis war jüngst ein informativer Artikel über die Verbindungen zwischen George Soros und dem Springer-Verlag zu lesen. Das wollte das Imperium  solcherart nicht hinnehmen und so schlug es zurück.

Zunächst meldete sich der ehemalige „Kommentarchef“ (Was ist das? „Oberster Lügenbeutel“?) der Welt am Sonntag, Alan Posener zu Wort und beschimpfte David Berger:

Orbans antisemitische Anti-Soros-Kampagne greift nun auf Deutschland über. Der katholische Erzreaktionär David Berger lässt unter Pseudonym gegen Springer hetzen, und nicht zufällig steht ein Jude – Martin Varsavsky – im Zentrum der raunenden Verdächtigungen. Widerlich.“

Und

„Man sollte auch die Kommentare lesen, dann weiß man, welche stinkende Brühe David Berger bedient.“

Da ist alles enthalten, was die L.-Medien an giftigsten Injurien aufzubieten pflegen: Vorwurf des Antisemitismus, der „Hetze“ (wogegen auch immer), „raunende Verdächtigungen“ und schließlich „stinkende“ – gemeint ist wohl „braune Brühe“.

Nach einer Erwiderung durch die Autorin des Soros-Artikels und David Berger, fand offensichtlich – wie zu lesen ist – ein Hacker-Angriff auf den PP-Server statt. Ob und wie das in einem Zusammenhang steht, will ich nicht mutmaßen.

Alan Posener ist der Sohn eines liberalen deutschen Juden und einer schottischen Mutter heißt es auf Wikipedia. (Je nach Notwendigkeit bezeichnet sich Posener gern als „Brite“, gelegentlich als Deutscher, aber immer wenn es passt, als Opfer antisemitischer Rankünen.)
Weiter erfährt man auf Wikipedia:
„Posener studierte Germanistik und Anglistik an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum. Dabei war er als Kader des kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD-AO von 1970 bis 1977 aktiv. 1975 trat er der Gewerkschaft bei, noch heute ist er Mitglied bei ver.di. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Studienrat am Berliner Kant-Gymnasium und an der Martin-Buber-Gesamtschule in Berlin-Spandau. Er verließ den Schuldienst nach eigenen Angaben aus „Langeweile“. 

Posener beschritt dann den Weg in den Journalismus und war überwiegend beim Springer-Verlag beschäftigt, wo er von 2004 bis 2008 dann „Kommentarchef“ der Welt am Sonntag war.
In jener Zeit wurde er auch durch eine eigene Videokolumne auf Welt-Online einem breiteren Publikum bekannt, in der er Zeitungsschlagzeilen und Nachrichten auf „Bullshit“ abcheckte. Fand er etwas, drückte er seinen „Bullshit-Buzzer“ und warf nach Erfordernis die Zeitung neben sich zu Boden.
Man findet noch ein Beispiel für dieses „Journalismus Format“ mit einem Auftritt des Buzzers noch auf youtube oder einzelne Bullshit-Texte auf Welt-Online.

Wenn man Posener lange genug zuhörte, gewann man den Eindruck, dieser Kritiker von „Bullshit“ produziert selbst ebensolchen.
Wegen seines unflätigen Umgangs mit Anderen flog Posener, der aggressive Papst- und Religionskritiker, 2009 von der „Achse des Guten„.


Was bedeutet Bullshit?

Der Begriff wurde hierzulande populär, als 2006 die Übersetzung der 80-seitigen Begriffserläuterung des amerikanischen Philosophen Harry G. Frankfurt „On Bullshit“ in Deutschland erschien. Die deutsche Übersetzung des Begriffes mit „Rindermist“ vulgo „Bullensch…“ ist gewiss unhandlich und so führte man auch hierzulande das ursprüngliche amerikanische Idiom ein.

Das polemische Buch von Harry G. Frankfurt ist durchaus vergnüglich und gewinnbringend zu lesen, bietet es doch etliche Ausführungen über den Wahrheitsgehalt, den Sinn und Zweck von (euphemistischen) Begriffsumschreibungen und Andeutungen, wie sie in der Politik und den diversen Etagen der Wirtschaftshierarchien gepflegt werden. Bullshit ist gewiss  auch zum Markenzeichen der L.-Medien geworden (Der Leser darf sich aussuchen, ob „Leit“- oder „Lügen-Medien“ gemeint ist).

Der amerikanische Autor fragt:
„Ist der Bullshitter seinem Wesen nach ein geistloser Banause? Ist sein Produkt in jedem Fall grob und unsauber gearbeitet?
Das Wort
shit verweist natürlich darauf. Exkremente sind niemals in besonderer Weise gestaltet und gearbeitet.»
Weiter:
«Während heiße Luft: ein von jeglichem Informationsgehalt entleertes Reden darstellt, sind Exkremente Stoffe, denen jeglicher Nährstoffgehalt entzogen worden ist.»

In Frankfurts Essay* wird der Vergleich zum Begriff der Lüge dargestellt. Die Lüge bezieht sich auf die Wahrheit. Durch das Leugnen der Wahrheit erkennt die Lüge jene als Faktum an. Bullshit dagegen ist von der Wahrheit gänzlich abstrahiert. Bullshit entsteht aus der Gedankenlosigkeit, etwas zu behaupten, was man gar nicht wissen kann.
«Gerade in dieser fehlenden Verbindung zur Wahrheit – in dieser Gleichgültigkeit gegenüber der Frage, wie die Dinge wirklich sind – liegt meines Erachtens das Wesen des Bullshits.
Im Gegensatz zum Lügner, der absichtlich unwahre Behauptungen aufstellt und die Wahrheit daher auch kennen muss, interessiert sich der Bullshitter gar nicht für die Wahrheit, denn da es ihm nur um leeres Getue geht, hat er für sie keinerlei Verwendung. Somit ist der Bullshit für die Wahrheit eine noch größere Gefahr als die Lüge.“

Ich habe früher gelegentlich die Online-Kolumnen Poseners verfolgt und frage mich heute: aus Masochismus oder warum? Jedenfalls der Gag mit Buzzer gefiel mir zunächst, bis mir Posener samt seiner Maschine und seinem eitlen Journalisten-Gewäsch auf die Nerven ging.
Und nun taucht bei einer Online-Lektüre anno 2019 doch wieder dieser Name auf. Im Zusammenhang mit unappetitlichen Invektiven gegen Leute, die anderer Meinung sind als der abgetakelte Schmierant von der Waterkant.
Wenn man seine Elaborate liest, möchte man sagen Posener ist der Fleisch gewordene Bullshit- oder Buzzword-Generator, ein Mann, dessen Profession in sein Objekt mutieren  musste – sprich, zum realen „Bullshit“ aus dem Verlagshaus Springer.

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*Harry G. Frankfurt: Bullshit – Suhrkamp 2006

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Eine Antwort zu Bullshit

  1. Freidimensional sagt:

    Interessante und unerwartete intellektuelle Einlage zum Wochenende, DANKE altmod: Man kann das „Un“wort Bullshit auch zum Gegenstand tieferer Recherchen machen.
    Schlussendlich muss ich dem Mr. Frankfurt zustimmen, seine Erkenntnisse sind absolut sinnhaltig, wie sich schon aus diesen kurzen Auszügen folgerichtig ergibt.
    Ja, und dieser unsägliche Schwätzer und Pöbler Posener, er kann sich andererseits meiner tiefsten Verachtung sicher sein: Bad style, bad contents.
    Möge ihn das verdiente Schicksal eines langjährigen Schwachsinnkommentators recht bald einholen.

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