Was darf Karikatur?

Karikaturen-Zeichnen oder Veröffentlichen von solchen kann tödlich sein. Das mussten  elf Redakteure und Zeichner der französischen „Satirezeitschrift“ Charlie Hebdo vor vier Jahren erfahren, als sie von empörten Muselmanen wegen ihrer veröffentlichten Mohammed-Karikaturen gemeuchelt wurden. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard, der eine der „umstrittenen“ Karikaturen gezeichnet hatte – Mohammed mit einer Bombe als Turban – muss seit Jahren in einem „Save House“ unter Polizeischutz leben, da er  „unseren Propheten in unseren Augen mit Füßen getreten“ hat, wie Aiman Mazyek vom „Zentralrat der Muslime“ dies begründete.

Aber auch nur der „soziale Tod“ durch mediale Ächtung oder durch Androhung kann einen Karikaturisten ereilen.
So erregte jüngst die Verleihung eines Kulturpreises durch die Stadt München bestimmte Kreise. Der wegen einer angeblich antisemitischen Karikatur bei der „Süddeutschen“ geschasste Karikaturist Dieter Hanitzsch wurde in München am letzten Donnerstag mit einer städtischen Auszeichnung geehrt. „Hanitzsch hatte im Mai 2018 für die Süddeutsche Zeitung eine Karikatur des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gezeichnet, die alle gängigen Antisemitismus-Klischees vereinigte: Nase, Lippen, Ohren des Politikers sind grotesk überzeichnet; er steckt im Kleid der israelischen Eurovision-Siegerin Netta Barzilai und schwingt in der Hand eine Rakete mit Davidstern.“ schreibt Alexander Wendt auf seinem Blog „Publico“. Einer der Laudatoren des Preisträgers, der Münchner Altbürgermeister Christian Ude habe sich in seinem Ton gegenüber Kritikern dieser Preisverleihung vergriffen, wird nun auch u.a. von Alexander Wendt kritisiert (dessen Positionen ich an sich schätze) und es wird dabei mit einem Schlenker auf den unterschwelligen Antisemitismus der deutschen linksliberalen Schickeria verwiesen. Womit man ja nicht ganz daneben liegt.
Was soll der ganze Bohei, fragt man sich aber, betrachtet man das inkriminierte Machwerk von Dieter Hanitzsch, das gewiss kein Meisterwerk des satirischen Zeichenstiftes ist. Dieter Hanitzsch und die SZ wurden vom deutschen Presserat ob dieser veröffentlichten Zeichnung gewissermaßen freigesprochen, was ebenfalls wieder die Kritiker auf den Plan rief und gar den Presserat in die Nähe von Antisemitismus rückte.

Wer sich auf dieses Gebiet begibt, marschiert durch vermintes Gelände.
Für jede deutsche Kartoffel gilt: egal was du sagst – oder auch nicht sagst, egal ob du Knobloch, Friedmann, Schuster oder auch Broder magst – besonders wenn nicht, wir werden dir deinen (genetischen) Antisemitismus nachweisen!

Ich will hier nicht in eine (Bild-)Interpretation der angekreideten Hanitz´schen Karikatur eintauchen, da die doch weit harmloser daherkommt, als man es sonst an Spottbildern gewohnt ist – insbesondere wenn man die widerwärtigen und perfiden antisemitischen Zeichnungen und Artikel aus dem nationalsozialistischen „Stürmer“ betrachtet.
Wer in der politischen Diskussion heikler Themen auf Analogien oder Ähnlichkeiten verweist, wird gerne, je nach vertretener Position und Gegenstand, der Verharmlosung oder „Relativierung“ geziehen.
Was den geschilderten Fall angeht, möge sich jeder auf seine Wahrnehmungen stützen.

Die negativ-meistkarikierte Persönlichkeit der Gegenwart ist gewiss der amerikanische Präsident Donald Trump. Man mag ihn mögen oder nicht, aber was da an Geschmacklosigkeiten in einschlägigen Druck-Erzeugnissen aufgelegt wird, findet man sonst nur, wenn es gegen die Kirche oder den christlichen Glauben geht.
Ich werde mich aber daran halten und dasjenige, was ich als geschmacklos, vulgär oder widerwärtig halte, auch so bezeichnen. Das Machwerk von Hanitzsch ist gewiss harmlos, wenn man es mit bestimmten anderen Beispielen aus dieser Collage vergleicht.

 

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